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Der 11. Mai ist für
viele Pferdesportler ein besonderer Tag: Fast überall in Deutschland
darf nach den starken Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus
wieder trainiert und unterrichtet werden. Soenke Lauterbach, Generalsekretär
der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), erklärt im Interview
dazu, an welche Regeln sich Pferdebesitzer und Stallbetreiber
jetzt halten müssen, wie es für Reitschulen weitergeht und ob
die Turniersaison diesen Sommer noch aufgenommen werden kann.
Nach dem Lockdown und der deutschlandweiten Schließung der
Sportanlagen gibt es auch für Pferdesportler wieder Lockerungen.
Wie ist Ihr Blick auf die vergangenen sechs Wochen?
Soenke Lauterbach: Das war eine ziemliche Achterbahnfahrt
der Gefühle und der Regelungen, die wir alle gemeinsam durchmachen
mussten. Ich bin begeistert, wie toll sich die Pferdesport-Community
verhalten und die Beschränkungen ertragen hat. Überwiegend hat
es gut funktioniert und die Lockerungen, die wir jetzt erleben,
sind der Lohn dafür. Diese sechs Wochen waren sehr spannend, auch
für uns. Sowohl bei uns als auch bei unseren Landesverbänden ist
keinerlei Langeweile aufgekommen, viele Kollegen haben sieben
Tage die Woche dafür gearbeitet, Informationen für Pferdesportler
zur Verfügung zu stellen und Hilfestellung zu geben. Wir haben
eine große Flut von Anfragen, Hilferufen, ein bisschen Lob und
natürlich auch etwas Schimpfe bekommen.
Die Bundesregierung sowie die Regierungschefinnen und -chefs der
Länder haben beschlossen, den Sport- und Trainingsbetrieb im Breiten-
und Freizeitsport auf Sportanlagen an der frischen Luft unter
bestimmten Bedingungen wieder zu erlauben. Worauf müssen Pferdesportler
jetzt achten?
Lauterbach: Training und Unterricht sind in fast allen Bundesländern
erlaubt. Die wichtigsten Regeln sind der Mindestabstand und die
Einhaltung der Hygieneregeln. Darauf fußt alles, auch unsere Leitfäden
und Handlungsempfehlungen, die wir für Vereine und Betriebe herausgegeben
haben. Damit geben wir Rahmenbedingungen und Hilfestellung, wie
sie sich organisieren können. Wir haben sechs Wochen lang Erfahrung
gesammelt. Es wird leichter, es wird besser. Vor Ort wird viel
davon abhängen, dass Pferdesportler weiter zusammenhalten, sich
absprechen und solidarisch sind.
Es werden zukünftig
noch stärker regional unterschiedliche Regelungen für den Sport
gelten. Die Bundesländer sollen in eigener Verantwortung über
weitere Schritte entscheiden. Was bedeutet das für den Pferdesport?
Lauterbach: Schon in den vergangenen sechs Wochen haben wir
gesehen, dass es kaum einheitliche, bundesweite Regelungen gibt.
Der Föderalismus wird jetzt noch stärker deutlich. Das ist auf
der einen Seite gut, weil es voran geht. Auf der anderen Seite
ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Wir arbeiten gemeinsam
mit unseren Landesverbänden mit Hochdruck daran, die regionalen
Unterschiede aufzuarbeiten. Wir stellen die Informationen bei
uns zusammen, aber wir raten auch allen Pferdesportlern dazu,
sich immer wieder auf den Seiten ihrer Landespferdesportverbände
sowie ihrer Landesregierungen zu informieren,um up to date zu
bleiben.
Müssen die Notfallpläne,
die Pferdesportvereine und Betriebe während des Lockdowns geführt
haben, weiter geführt werden?
Lauterbach: Die Phase der Notversorgung ist zwar beendet, aber
bis Anfang Juni gelten die Kontaktbeschränkungen, die Abstand-
und Hygieneregeln müssen weiterhin eingehalten werden. Deshalb
muss es auch neue Konzepte auf den Reitanlagen geben. Um mal ein
konkretes Beispiel zu bringen: Im Rahmen der Notbewegung gab es
die Richtschnur, dass ein Pferd pro 200 Quadratmeter unterwegs
sein sollte. Das kann abgelöst werden, denn für alle Sportanlagen,
damit auch Reitanlagen, gilt die Abstandsregelung von 1,5 bis
zwei Metern. Und diesen Abstand haben wir in unserem Sport ja
fast automatisch. Trotzdem hängen Regelungen immer von den örtlichen
Gegebenheiten ab und hier müssen eben die Verantwortlichen mit
Augenmaß agieren.
Was bedeuten die neuen Regelungen für Reitschulen?
Lauterbach: Das ist eine riesige Erleichterung für Reitschulen,
denn sie dürfen wieder arbeiten und Unterricht geben. Doch auch
hier gibt es noch keinen Normalzustand. Das kann für die Reitschulen
zum Beispiel bedeuten, dass sie ihre Gruppengrößen und Stundenpläne
anpassen müssen. Es gilt weiterhin, dass sich nur so viele Personen
wie nötig auf den Reitanlagen aufhalten sollten. Dieses Gemeinschaftsgefühl,
das wir so sehr an unserem Sport lieben, werden wir noch etwas
zurückstellen müssen.
Eine Frage, die vielen kleinen und mittleren Vereinen unter
den Nägeln brennt, ist das Thema Turnierveranstaltungen. Wann
werden sie wieder stattfinden?
Lauterbach: Das ist abhängig von jedem einzelnen Bundesland. NRW
hat zum Beispiel angekündigt, dass ab 30. Mai Wettkämpfe im Jugend-
und Amateurbereich gestattet sein werden. Die Sportminister denken
in den Kategorien der Fußballbundesliga, deshalb wird hier so
deutlich zwischen Profis und Amateuren unterschieden. Aber der
Turniersport bietet Amateuren und Berufsreitern gleichermaßen
eine Plattform, es wird niemand ausgeschlossen. Wir setzen uns
dafür ein, dass auch in Corona-Zeiten bundesweit Turniere stattfinden
können und sehen definitiv Licht am Ende des Tunnels. Unser Ziel
ist, dass es bald wieder losgehen kann. Natürlich mit etwas anderen
Konzepten und neuen Ideen.
Ein
komplettes Interview von FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach
können Sie im WeHorse Podcast hier anhören.
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