Die Idee ist simpel und galt viele Jahre als erfolgreich: Ein Hengsthalter stellt einen Decksprung seines Hengstes einem Verband zur Versteigerung zur Verfügung, das aus der Decksprungauktion ersteigerte Geld wird diesen Nachkommen in den Folgejahren wieder als Preisgeld in den Futurity bzw. Maturity/Derby-Klassen ausgeschüttet. Jedes Jahr wurden so bei der DQHA und bei der NRHA Germany weit über 100.000 EUR an die Quarter Horse-Nachzucht verteilt.
DQHA Stallion Service Auction - der niedrigste Hengstbestand seit 17 Jahren
Doch damit ist nun Schluß – schon vor 12 Monaten war öffentlich sichtbar, daß die fetten Jahre vorbei sein werden, in denen die die Futurities von den starken Jahrgängen bis zum Jahr 2004 profitierten (wittelsbuerger.com vom 27.07.09)
Seit nun schon sechs Jahren ist die Zahl der einbezahlten (und ersteigerten) Hengste deutlich rückläufig. Alleine die NRHA verlor in ihrem SSP-Programm seit 2005 knapp 50% aller Hengste, bei der DQHA sind es in diesem Zeitraum 40% weniger einbezahlte Hengste - waren es 2003 noch 223 Hengste, im DQHA-Programm, so sind es jetzt nur noch 149.
DQHA-Zuchtprogramm profitiert nicht von der Quarter Horse-Popularität
Einen wahren Boom erlebten Quarter Horses in den vergangenen Jahren im Turniersport - seit 2005 stiegen die Starts auf den AQHA-Turnieren um 10.000 bzw. 57%, alleine im letzen Jahr stiegen die AQHA-Starts um 5.000 Entries (+25%).
Eien Entwicklung, von der das DQHA Zuchtprogramm überhaupt nicht profitieren konnte: Die Zahl der einbezahlten DQHA SSA-Hengste sank seit 2005 um 20% (siehe Graphik), die DQHA-Futuritystarts stiegen lediglich um acht Starts.
Es scheint gar, als hätten sich die Zuchtförderprogramme von dem Einsatz ihrer „Zuchtprodukte“ abgekoppelt:
Auf Basis 2009, haben zwar noch die Halterklassen den größten Anteil an der DQHA Futurity, allerdings sinken die Starts seit drei Jahren kontinuierlich um 20%.
Deutlich mehr Interesse zeigen die Reiter an Trail – die Starts 2009 stiegen um rd. 40%, Trail ist nach der W. Pleasure die beliebteste Reitdisziplin der DQHA Futurity/ Maturity.
Eines wird klar: Mehr einbezahlte Hengste führten mit der typischen zeitlichen Verzögerung (Einbezahlung – Bedeckung – Fohlen – Futurity) zu mehr Starts – eine entsprechende negative Entwicklung konnte bislang durch die verstärkte Preisgeldförderung weitestgehend abgefangen werden (siehe Graphik) .
Die Frage ist: Wie lange noch?
Ein Eingreifen tut also Not – bereits in diesem Jahr werden wird spürbar weniger Gewinngeld ausgeschüttet werden, die schwachen Einzahlungen der letzten Jahre lassen eine Niveau von rd 80.000 für 2012 erwarten, vorausgesetzt, die Zahl der einzahlenden Hengste sinkt nicht noch weiter.
Hat die DQHA die richtigen Konzepte für die Zukunft?
Zwei Ansätze verfolgt die DQHA daher, um den Problemen Herr zu werden.
Einerseits werden punktuell nach dem Leitsatz „The Winner Takes It All“ die Sieger der W. Pleasure- und der Reining-Futurity mit jeweils 10.000 EUR entlohnt, andererseits wird es ab 2011 eine Nomination Fee für jedes Futuritypferd geben.
Um die Einnahmen zu erhöhen, fallen ab 2011 zu den Hengstgebühren noch Einzahlungsgebühren für jedes startberechtigte Pferd an, von 25 EUR für sechs Monate altes Fohlen bis hin zu 600 EUR für ein zweieinhalb Jahre altes Pferd, ähnlich dem Modell des EWU Förderprogramm für Jungpferde oder der NRHA European Futurity.
Bei beiden Ansätzen darf man auf die Wirkung gespannt sein – nach dem Ausloben der vom Sponsor Rambo geförderten W. Pleasure Futurity von 20.000 EUR im Jahr 2008 stieg die Zahl der Starts in dieser Prüfung um acht Pferde – um im Jahr danach, ohne diese Gewinnsumme, direkt um 13 Pferde zu fallen. Darum ist es durchaus sinnvoll, diese Förderung auf fünf Jahre zu garantieren, um nicht nur die Anzahl der startenden Pferde positiv zu beeinflussen, sondern auch die der einzahlenden Hengste und deren Nachzucht.
Ob die Nomination Fee, als neue zusätzliche Einnahmequelle, aber ein probates Mittel ist, die Futurityzahlen zu stabilisieren, wird sich in den nächsten Jahren erst zeigen.
Schon das Timing für diese zusätzliche Gebühr könnte sich schon als kritisch erweisen, denn in Zeiten sinkender Zuchtaktivität wirkt diese Gebühr wie ein zusätzlicher Flaschenhals, der unweigerlich dazu führt, daß die Gesamtmenge der Futurity-startberechtigten Pferde abnehmen wird und sich damit ein Rückgang der Starts wohlmöglich noch verschärfen würde.
Immerhin ist im Jahr 2009 die Anzahl eingetragener Fohlen der DQHA Top Ten Leading Sires um 14% zurückgegangen, ein weltweiter Trend, der der AQHA bereits seit einiger heftige Kopfschmerzen bereitet. Im Jahr 2009 ist weltweit die Zahl der Neueintragungen von Quarter Horses um 20% gesunken (w!.com vom 04.03.2010)
Mit den abnehmenden Zuchtgeschäften sind aber die damit verbundenen Kosten nicht gesunken: Vermarktungskosten für die Hengste und Haltungskosten für Zuchtstuten und Hengste sind in den vergangenen Jahren tendentiell eher gestiegen als gesunken, zusätzliche Gebühren können da schnell "konsumhemmend" wirken.
Stehen die Züchter noch im Zentrum der DQHA?
Bei aller Statistik und Zahlen – viel vom Erfolg der Futurity hängt auch davon ab, ob sich Züchter und Teilnehmer auf der DQHA-Futurity wohlfühlen und ob sie sich als zentraler Bestandteil der DQHA wahrgenommen und geschätzt fühlen oder nur als lästiges Beiwerk.
So darf man in diesem Zusammenhang auf die Ausschreibung der wichtigsten Veranstaltung des Zuchtverbandes DQHA sein, die DQHA Q10 Futurity/ Maturity in Aachen gespannt sein.