Ohne Nachwuchs keine Zukunft - diese Maxime fixiert die Wichtigkeit von Jugendförderung im Reitsport. Umso besorgniserregender stellt sich vor diesem Hintergrund die aktuelle Entwicklung der jugendlichen Vorsteller im AQHA-Sport dar:
Auf Basis der bislang von der AQHA erfassten Turniere, den vorläufigen Ergebnissen und unter der Annahme, daß die noch kommenden AQHA-Turniere (u.a. Q14 etc.) stabile Starterzahlen aufweisen werden,
ist zu erwarten, daß die Anzahl der Youth-Starts nur innerhalb einer Saison auf AQHA-Turnieren um ganze 25 % zurückgehen wird und somit auf das niedrigste Niveau seit acht Jahren fällt.
Dabei zeigt sich zudem, daß sich die Leistungsklassen nicht von
Youth zu Novice Youth verschieben: Die Anzahl der Novice Youth-Starts
nimmt zwar zu, bedingt durch das neue Angebot auf der QH-EM, kann
aber den drastischen Rückgang im Youth-Bereich nicht kompensieren.
Alleine auf der EM betrug der Rückgang der Youth-Starts 30%.
Auch der Sondereffekt AQHA Youth World Cup, der der Bavarian Summer Show einen Rückgang um 63% bei den Youth-Starts bescherte, fällt als Erklärungsansatz aus: Isoliert man die Starts aus Kreuth, beträgt der Rückgang in der Youth-Division immerhin noch 19%, der Zugang in der Novice Youth-Division aber nur 4%.
Was ist die Ursache für diese Entwicklung?
Erste Gründe sind schnell gefunden: Einerseits ist das Angebot an Freizeitmöglichkeiten in den vergangenen Jahren gewachsen, allerdings nimmt das Zeitfenster der Jugendlichen, auch bedingt durch die G8-Schulreform und den früheren Einstieg ins Berufsleben, spürbar ab.
Der - oft zitierte - demographische Wandel spielt allerdings eine wesentlich geringere Rolle als ihm oft zugewiesen wird:
Die Geburtenrate der Jahrgänge 1995 - 2000 liegt zwar 15% unter dem des Jahrgangs 1990, bleibt aber seit 1995 und damit für die aktuelle Anzahl Jugendlicher stabil (mehr dazu hier).
Ergo: Grundsätzlich hat die Anzahl der am Reitsport interessierten Jugendlichen zwar nicht abgenommen, der Reitsport muss sich aber heute viel mehr um die Gunst dieser Jugendlichen bemühen als früher. Das bestätigt auch eine Studie von horsefuturepanel (siehe hier).
Das hat die FN bereits erkannt und im vergangenen Jahr in einem "Strategiepapier
Allgemeine Jugendarbeit" strukturierte Ziele fomuliert. Lobbyarbeit, Vernetzung, Bereitstellung von (finanziellen und personellen) Ressourcen sowie die Entwicklung und Umsetzung von Angeboten stehen auf der Agenda des Projektes,
das in zwei Jahren abgeschlossen sein soll. Schon jetzt sagen zwölf der 16 FN-Landesverbände, dass es Veränderungen in positiver Richtung
gegeben hat, bei der großen Mehrheit wird die Jugendarbeit auch weiterhin an Bedeutung gewinnen.
Die Industrie hat längst erkannt, daß "Kundenbindung" im Kindes- und Jugendalter als Investition in die Zukunft gesehen werden muss.
Mercedes hat beispielsweise 2012 mit der radikalen Umstellung der A-Klasse den Anschluß an die jugendlichen Fahrer gefunden, um sie früh an die Marke zu binden und eine spätere Wechselschwelle zu erhöhen.
Eine Strategie, die derzeit auch der EWU gut gelingt: Mit den Bundesjugend-Camps oder den Mannschafts-Meisterschaften bietet der Verband auf Bundesebene konkrete Angebote zur Förderung der Jugend, die zur Stabilisierung der Jugendstarts auf den Turnieren beitragen.
Nicht wenige Jugendliche aus dem AQHA-Sport sind nun auch sehr aktiv auf EWU-Turnieren: Geringene Startkosten und ein größeres Turnierangebot in der Nähe werden als Gründe genannt.
Folgt man der Mercedes-Logik, könnte das nicht nur aktuell für den AQHA-Jugend-Sport ein Problem sein, sondern sich auch auf die Starts in den Erwachsenenklassen auswirken - Stichwort Markenbindung.