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Das Ende des Zuchtverbandssports:
AQHA-Starts fallen auf das Niveau von 1999 zurück
 
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Seit 2008 informieren wir auf Basis der offiziellen AQHA-Zahlen über die AQHA-/ DQHA-Turnierlandschaft in Deutschland und weisen kritisch auf Trends und Entwicklungen hin (mehr dazu).
Und im Jahr 2019 hatten wir gehofft, daß wieder „etwas Bewegung in die AQHA-Turnierlandschaft" kommt (siehe hier).

Mit der Veröffentlichung aller Turnierergebnisse der Saison 2023 (siehe hier) durch die AQHA wird nun deutlich, daß diese Hoffnung nicht erfüllt wurde. Der Wegbruch der AQHA-Turniere in Deutschland ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern stellt eine strukturelle Veränderung dar: Nur noch 14 AQHA-Turniere fanden in der Saison 2023 in Deutschland statt, während die EWU 115 Turniere veranstaltete (mehr dazu hier).

Und für die Saison 2024 plant die DQHA derzeit
lediglich 13 AQHA-Turniere in Deutschland:
Fünf große 4-fach Shows (VWB Kreuth, QH-EM, Q24) und acht 2-/ 3-fach Shows, davon sechs DQHA-Regiofuturitys,
aber keine 1-fach Show oder All-Novice Show mehr (siehe hier).

 

Das sind die Fakten - und die Konsequenzen daraus:


1) Weniger AQHA-Turniere als 1999



Mit 14 AQHA-Turnieren (nicht AQHA-Shows!) hatten die AQHA-Reiter in diesem Jahr weniger Gelegenheit zum Showen als noch in den 90-er Jahren.
Zudem mussten sie deutlich weitere Wege in Kauf nehmen.

Der Ausblick für die Saison 2024: Fünf der bislang geplanten 12 AQHA-Turniere finden in Kreuth statt, dazu kommen sechs Regiofuturitys an zwei Wochenenden und die Q24 in Aachen.
Die beiden einzig privat organisierten Turniere finden vom 18. - 21. Juli in Cunersdorf statt (siehe hier) und vom 12. - 14. April in Memmingen statt.

Damit fehlen jetzt auch Traditionsturniere wie Wenden oder Adenbüttel im Kalender, nachdem bereits in Nümbrecht, Bitz, Sendenhorst, Schwaikheim oder Erbach keine AQAH-Turniere mehr stattfinden.




In nur fünf Turniersaisons, von 2019 bis 2023, hat sich die Zahl der AQHA-Starts nahezu halbiert und wird im kommenden Jahr wohl noch unter dem Niveau der Turniersaison 1999 liegen.
Der DQHA-/ AQHA-Sport wird zum Randgruppensport.




Zählt man die "echten" Starts, also unabhängig von der Anzahl der Richter der AQHA-Show, gingen in diesem Jahr die AQHA-Reiter nur noch 4.704 mal an den Start,
mehr als die Hälfte weniger als noch im Turnierjahr 2019.




2) Ohne Jugend keine Zukunft



Ohne Nachwuchs keine Zukunft - diese Maxime fixiert die Wichtigkeit von Jugendförderung im Reitsport (siehe hier).
Gerade in diesem Bereich fällt das Fazit noch brutaler aus: In diesem Jahr sind noch weniger Jugendliche im AQHA-Sport zu sehen gewesen als in den 90iger Jahren.
Dafür werden die Klassen für Reiter über 50 Jahren immer größer - der AQHA-/ DQHA-Sport altert mit seinen Reitern.


3) Der Ausblick auf die Saison 2024

12 AQHA-Turniere sind für die Saison 2024 bislang geplant (siehe hier), davon drei AQHA/ VWB-Turniere in Kreuth, sechs DQHA-Regiofuturitys an zwei Wochenenden sowie die Quarter Horse-Europameisterschaft und die DQHA Q24 Futurity/ Maturity sowie ein AQHA-Turnier in Cunersdorf. In Baden-Württemberg oder Hessen finden gar keine regulären AQHA-Turniere mehr statt.



Damit hat sich die Sportpyramide auf den Kopf gestellt - der Zugang in den AQHA-/ DQHA-Sport für Jugendliche und Einsteiger besteht gar nicht mehr.

Wer also im Westernreitsport in der Saison aktiv sein will, junge Pferde oder sich selber an den Sport gewöhnen möchte, der musste sich bereits vor einiger Zeit sich nach Alternativen umschauen.



Profitiert hat davon die EWU - sie verzeichnet im Jahr 2023 über 10% mehr Starts auf ihren Turnieren und kommt gestärkt aus den Corona-Jahren.




Da rd. 75% der Starts auf EWU-Turnieren mit Quarter Horses erfolgen, hat sie mittlerweilen zum führenden Verband zur sportlichen Vermarktung der Rasse "American Quarter Horse" entwickelt:
Seit 2019 hat sich der Anteil der Quarter Horse-Starts auf EWU-Turnieren im Vergleich zu den AQHA-Rasseturnieren knapp verzehnfacht. Das EWU-Jungpferdeprogramm zahlt auf der German Open in nur acht Klassen über 20.000 EUR mehr aus als die DQHA-Futurity und Regiofuturityts zusammen.



4 ) Die Ära des Reitverbandsports ist angebrochen

Für viele Jahre wurde der Westernreitsport in Deutschland und Europa von den Zuchtverbänden wie AQHA, APHA oder ApHC geprägt. Die amerikanischen Verbände bestimmten durch ihre Regelwerke, wie die unterschiedlichen Turnierdisziplinen auszusehen und zu richten waren, die Sportreiter orientierten sich daran.
Diese Ära findet nun ihr Ende, auch der DQHA-/ AQHA-Sport reiht sich nun in die homöopathische Bedeutung ein, in die sich der Appaloosa- und der Paint Horse-Sport seit Jahren befinden.

Für die nächsten Jahre werden die Reitverbände wie EWU, NRHA oder VWB den Westernreitsport prägen, deren Aufgabe es ist, Westernreiten oder eine bestimmte Diszplin daraus zu promoten - aber nicht mehr die Förderung einer der Westernpferderassen im sportlichen und damit auch züchterischen Kontext.

Damit verliert der Westernreitsport aber ein Stück seiner zuchtverbandstypischen Vielseitigkeit:
Klassische Zuchtverbandsdisziplinen wie Halter, Hunter Under Saddle, Hunt Seat Equitation, Leadline oder Hunter Hack, die die gesamte Vielseitigkeit der Westernpferderassen zeigen, werden daher kaum noch zu sehen sein, auch Color Classes bleiben den wenigen APHA-oder ApHC-Turnieren vorbehalten.


5) Was das für die Züchter und ihre Zuchtverbände bedeutet

Die Züchter von Sportpferden, und davon in überwiegender Mehrzahl die von Quarter Horses, werden sich zunehmend auf die Anforderungen der Sportreiter aus Reitverbänden umstellen müssen - und auf deren Förderprogramme, um ihre Nachzucht vermarkten zu können. Wer braucht schon Hunterpferde, wenn man sie kaum mehr mehr vorstellen kann? Lohnt es sich noch, Halterpferde für wenige Turniere im Jahr zu züchten?

Die Zuchtverbände wie die DQHA hingegen stehen vor der Frage ihrer Relevanz, nicht nur für die züchtenden Mitglieder:
Wie will sie die Quarter Horse-Besitzer einerseits erreichen, wenn diese nicht mehr auf ihren Turnieren zu sehen sind? Und wie wird die DQHA ihrem Affiliate-Auftrag gerecht?

Und was bedeutet das für ihre Rolle als Zuchtverband, wenn die Züchter sich an den Anforderungen der Reitverbände orientieren werden?
Brauchen sie die DQHA noch, wenn ihre reitende Kundschaft sich nicht mehr in der DQHA organisiert?


Alle AQHA-Turniere in Europa 2023 finden Sie hier.
Alle EWU-Turniere in Deutschland 2023 finden Sie hier.



Bild: w!.com

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Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Pat Faitz, Sylvia Katschker und Sylvia Jäckle für den Bereich AQHA.
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