Westernreiter:
Warum ist die Hinterhand so wichtig?
Jörg Bös:
Wir brauchen ein aktives Hinterbein, damit der Schwung über den
schwingenden Rücken geleitet wird. Dadurch entsteht eine runde
Bewegung. Diese geht mit dem geringsten Verschleiß einher. Auch
das Geraderichten des Pferdes ist wichtig: Die Gewichtsverteilung
auf alle vier Beine wird gleichmäßig und eine Überbelastung bzw.
der Verschleiß wird geringer.
Westernreiter:
Das Ergebnis ist also ein gesundes Pferd?
Jörg Bös:
Die korrekte Anwendung der Ausbildungsskala führt als Ergebnis
zur Harmonie zwischen Reiter und Pferd. Also etwa nicht zu einem
verspannten Pferd oder einem Pferd mit dem Kopf deutlich hinter
der Senkrechten. Es passiert dann beispielsweise auch nicht, dass
man ein Pferd in der Pleasure langsam macht, indem man es auf
zwei Hufschlägen reitet.
Westernreiter:
Warum kommt denn diese grundlegende Erkenntnis erst heute?
Jörg Bös:
Das Westernreiten hat sich von einer Arbeitsreitweise zum Leistungssport
entwickelt, ohne dass dafür die Ausbildung und Gmnastizierung
definiert und gelehrt wurde. Auch konnte man sie bisher nicht
immer im Richtsystem wieder finden. Trotzdem hat dies weitgehend
funktioniert, wenn auch mehr aus dem Gefühl und Einzelerkenntnissen
heraus. Leider unterlagen jedoch die Pferde teilweise einem zu
schnellen Verschleiß.
Jetzt haben
wir dazu gelernt und es ist höchste Zeit, diesen deutlichen Schritt
nach vorne zu gehen, wie es die EWU tut.
Westernreiter:
Das hört sich schon nach großen Änderungen weit über die Jungpferdeprüfung
hinaus an?
Jörg Bös:
Wenn diese Änderungen bei der Jungpferdeprüfung wirklich gelebt
werden, dann bin ich davon überzeugt, dass es auch eine Gesamtveränderung
im Richtsystem – also auch bei den anderen Disziplinen – geben
könnte. Fakt ist, dass die neue Messlatte auf alle Disziplinen
angelegt werden könnte. Dies macht auch deshalb Sinn, weil wir
es so ja auch schon in der Trainer-Ausbildung lehren und prüfen.
Aber es ist schon klar: Diese Entwicklung käme einer Revolution
gleich.
|