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Welche Punkte fokussiere ich wann im Hindernis? Wohin muss ich mein Gewicht verlagern, damit mein Pferd aus dem Stand das rechte Vorderbein zuerst hebt? Wie viele Schritte habe ich noch bis zur Stangenüberquerung? Diese und viele weitere Fragen kann Tim mit einem Fünf-Punktesystem erklären: „ Departure – Approach – Take off – Cadence over the poles – Follow through“. Was sich zunächst wie das Herunterleiern einer Anzeigetafel am Flughafen anhört, ist ein ausgeklügeltes Konzept, das Tim für das An- und Überreiten seiner Hindernisse nutzt.
Besonders deutlich konnte er das beim Kurs den Teilnehmern in den gebogenen Jog – und Lope-Overs veranschaulichen. Um hier fehlerfrei zu bleiben, warnt Tim beispielsweise davor, zu weit im Hindernis vorauszuschauen und rät stattdessen, sich auf das punktgenaue Anreiten der ersten Stange zu konzentrieren. Um die Reiter in ihrer genauen Linienführung im Hindernis zu unterstützen, griff Tim stets auf verschiedene Mittel zurück, sprich: „Take-off“ Markierungen im Sand, „Approach“-Hütchen oder weitere, den Weg seitlich eingrenzende Stangen. „Staying in the line“- das war das Motto, das er den Reitern immer wieder vorsagte.
Aber auch für das ordentliche Durchreiten des Seiltors mit erhöhter Stange hatte er viele gute Tipps für die Reiter. Hierbei legte er Wert darauf, die Schrittzahl des Pferdes beim Back-Up genau zu zählen, um entsprechend Platz für das Überreiten der erhöhten Stange mit dem richtigen Fuß zu haben. Dazu gab er Tipps zur Gewichtsverlagerung und den Fokus des Reiters, damit das Pferd mit dem inneren Bein zuerst die Stange passieren wird. Anschaulich demonstrierte er außerdem, was geschieht, wenn man das Ende des Seiltors mit der freien Hand weiter vorne oder hinten an der Pferdeschulter hält.
Nach der konzentrierten Arbeit an den einzelnen Hindernissen fragte Tim noch einmal das Gelernte von jedem ab, indem die Turnierstartsimulation vom Anfang wiederholt wurde. Dabei sollte jeder die Tipps von Tim im neuen Versuch bestmöglich umsetzen. Damit konnten die teilnehmenden Reiter viele wertvolle Trainingsinputs aus diesen lehrreichen Stunden mit nach Hause nehmen.
Tim Kimura, der Amerikaner mit japanischen Wurzeln, ist an fast vierzig Wochen im Jahr auf der ganzen Welt unterwegs, um auf Kursen und Horse-Shows sein Wissen zu vermitteln. Seit über zwanzig Jahren designt er tolle Trailparcours für alle großen Shows in Amerika, wie beispielsweise die bekannte AQHA World Show in Oklahoma City. Inzwischen ist er auch in Deutschland für die Konzeption der Trails auf der EWU German Open und den Europameisterschaften verschiedener Verbände zuständig.
Auf die Frage, wie er bei der Konzeption eines Trailparcours vorgeht, antwortet er: „Man setzt immer zuerst das größte Hindernis in die Arena und baut dann die kleineren drum herum.“ Wie ein großes Puzzle fügt Tim die einzelnen Hindernisse dann zusammen zu einem harmonischen Parcours. Dabei achtet er auf eine weiche Linienführung, die nicht ständig ein Stop-and-Go verlangt, sondern ein flüssiges Durchreiten mit genügend großen Abständen zwischen den Hindernissen ermöglicht. So ist das saubere Anreiten der Stangen im Kimura-Trail überhaupt kein Problem. Für die erste Planungsphase nutzt Tim gerne Zahnstocher oder Strohhalme als Stangen, die er dann auf dem Tisch noch mühelos hin- und herschieben kann, bis er mit seinem Trailaufbau zufrieden ist. „Die Schwierigkeit in der Parcoursplanung für deutsche Turniere ist immer die Größe der Arena“, meint er. Es fordert dem Routinier einiges ab, die Hindernisse auf eine kleine 25x50m Halle anzupassen. Dazu macht er sich oftmals die Biegungen und Wendungen im Hindernis zunutze.
Tim Kimura möchte, dass die Reiter Spaß am Trailreiten haben. Schließlich sieht er die Fertigkeiten, die einem Reiter mit einem Pferd im Trail abverlangt werden, auch als wichtige Voraussetzung für das Reiten einer guten Horsemanship. Im Trail sei außerdem der Lernfaktor für den Reiter am höchsten, da es ein aussagekräftiges Scoresheet gebe, welches einen über die Qualität des eigenen Rittes informiere.
Ein großes Dankeschön geht noch einmal an die Kursorganisatoren Daniela und Manuel Sauter sowie die Familie Kull, die ihre Anlage für diesen tollen Reitkurs zur Verfügung gestellt und sich um eine hervorragende Betreuung und Bewirtung während der Kurstage gekümmert hat.
Text: Leonie Pautz, Pressewartin EWU BW
Bilder: Christina Bröhl
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