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Interview mit Kay Wienrich:
„Bronze ist zu machen. Das ist unser Ziel!“
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Kay Wienrich ist seit November 2005 der erste Reining-Bundestrainer in der Geschichte des deutschen Westernreitsports. Der 49-jährige lebt seit einiger Zeit in Saverdun/Frankreich, wo er mit einem Freund eine Reitanlage mit rund 50 Pferden betreibt. In seiner Zucht legt der gebürtige Magdeburger Wert auf Cow Horse- und Reining-Linien, speziell mag er besonders die Abstammungen von Hollywood Jac, Peppy San Badger und Doc Bar. Kay Wienrich ist eine „lebende Legende“ für den deutschen Westernreitsport. Mit Doc Chex Ende der 80er und mit The Hollywood Man Anfang der 90er Jahre war er der erste Star hierzulande. Zusammen mit seinem damaligen Partner Horst Geier machte er von 1979 bis 2000 die Flachsberg Ranch nahe Bremen zum festen Begriff für die ganze Szene.

Lieber Kay, wie fühlt man sich als Bundestrainer?

 Kay Wienrich: Nicht anders als vorher. Aber natürlich ist es eine große Ehre. So wie sich die Reining entwickelte, war es eine Frage der Zeit, dass irgendwann auch ein Posten des Bundestrainers geschaffen würde. Ich war ja schon vorher vier Jahre lang als Aktivensprecher im Disziplinenbeirat dabei und deshalb der Sache stets eng verbunden. Zudem bin ich nach Vern Sapergia der zweitälteste im Reining-Reigen der Aktiven. Ich hatte großes Interesse an dieser Aufgabe, keine Frage. Und das ist auch notwendig, um die Aufgabe verantwortlich zu meistern.

Und wann ist Dir dieser Job  angetragen worden?

 Kay Wienrich: Gefragt wurde ich erstmals bei der DOKR-Sitzung im Juni 2005. Und bei der FN-Sitzung im November 2005 erfolgte die offizielle Berufung. Die Initiative war von Herrn Mamerow ausgegangen, der sich zuvor schon die Meinung der Aktiven eingeholt hatte.

 


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Und was bedeutet Dir das Amt des Bundestrainers? 

Kay Wienrich: Sehr viel. Ich bin dadurch auch einmal mehr Vorreiter. Wenn man so will, setze ich damit meine interessante Biographie fort: Ich war der Erste mit einem Pferd in den USA (Doc Chex bei der World Show), ich habe als Einziger bisher die deutsche Reining-Futurity fünf Mal in Folge gewonnen, und ich gehörte zum ersten deutschen Reining-Team bei einer Weltmeisterschaft (2002 in Jerez/Spanien). Hier stellte ich Major Incident vor. Und jetzt bin ich der erste Reining-Bundestrainer. Das alles macht mich natürlich auch sehr stolz. Und ich sage ganz ehrlich: Wenn später mal mein Foto als Bundestrainer Reining in den Warendorfer Eingangshallen hängen würde - und dann auch noch als Erster dieser Chronik -, das fände ich toll. 

Und für wie lange bist Du als Bundestrainer berufen? 

Kay Wienrich: Meine Berufung gilt bis Ende 2006. Es gibt darüber hinaus eine beiderseitige Einverständniserklärung, dass wenn dann weiterhin entsprechende Mittel zur Verfügung stehen, diese Tätigkeit ausgedehnt wird. 

Kommen wir zu den konkreten Regeln bei der WM in Aachen. Die sind etwas anders als in Jerez, aber wie genau? 

Kay Wienrich: Am 1. September ist der Mannschafts-Wettbewerb und am 3. September die Einzelentscheidung. Ein Kader besteht aus 4 Reitern und fünf Pferden. Vier Reiter treten je Nation zum Mannschaftswettbewerb an, davon wird das schlechteste Ergebnis je Nation nicht gewertet. Oder andersherum: Je Nation werden die drei besten Ritte gewertet und zusammenaddiert. Es ist ein Ritt je Reiter-Pferd-Kombination. Der Mannschaftswettbewerb ist zugleich die Qualifikation für die Einzelentscheidung zwei Tage später. Die besten 20 Reiter - unabhängig der Nation - plus ggf. die Tie-Reiter qualifizieren sich für die Einzelentscheidung. Die wird in einem Ritt ausgetragen, wobei alle Starter quasi wieder bei Null bzw. 70 anfangen. Es werden also keine Scores mitgenommen. 

Theoretisch ist es also möglich, dass sowohl vier Deutsche im Einzelwettbewerb antreten könnten, genauso wie es möglich ist, dass hier kein Deutscher dabei ist? 

Kay Wienrich: Das ist so richtig. Wobei Letzteres natürlich nicht eintreffen soll und wird. 

Was waren und sind Deine Kriterien für die Berufung der Reiter bzw. konkret der bestehenden Longlist gewesen?

 Kay Wienrich: Das werde ich natürlich hier jetzt nicht darlegen. Da gilt es Missverständnisse und falsche Interpretationen zu vermeiden. Grundsätzlich ist das Kriterium natürlich: Je besser, umso besser. Bei den Pferden also: Am besten immer eine 76 oder 77, egal, wer drauf sitzt. Wir suchen nach Reiter-Pferd-Kombinationen, die im Idealfall kontinuierlich hoch scoren. Und gleichzeitig gilt es eher Pferde zu vermeiden, wo die abrufbare Leistung Himmel oder Hölle sein kann. Da ist das Risiko zu groß. Die Auswahl hängt aber natürlich auch vom Angebot ab. Habe ich beispielsweise 4 sichere 74er-Pferde, kann ich natürlich auch eher auf ein riskantes 76er-Pferd verzichten. Unterm Strich stelle ich fest, dass die uns jetzt zur Verfügung stehende Auswahl an Pferden im Schnitt besser als bei der WM vor vier Jahren ist. Und unsere Reiter sind und waren sowieso sehr gut. 

10 Reiter und etwas mehr Pferde stehen auf der veröffentlichten Longlist. Wann fällt die endgültige Auswahl? 

Kay Wienrich: Erst einmal: Die Reiter dieser Longlist sind verbindlich, bei den Pferden können noch Änderungen passieren. So ist etwa derzeit noch ein drittes Pferd von Grischa Ludwig im Gespräch. Die Reiter und die Pferde haben wir auf der Basis ihrer Leistungen bei den diesjährigen CRI´s und bei der letztjährigen EM in Manerbio/Italien berufen.Einige werden wir jetzt noch einmal beim Derby sehen. Mitte Juli haben wir dann ein einwöchiges Trainingslager in Warendorf. Hier wird am letzten Tag über die Nominierung entschieden.  

Wer entscheidet darüber? 

Kay Wienrich: Ich mache einen Vorschlag, über den der Beirat exklusive den Aktivensprechern entscheidet. Im Falle, dass trotz aller Argumente eine Pattsituation entstehen würde, gehe ich davon aus, über die entscheidende Stimme zu verfügen. 

Was trainiert ihr in Warendorf? Und wer ist der Trainer? 

Kay Wienrich: Trainer ist Don Boyd. Das wird kein eigentliches Reit-Training. Da geht es mehr um Mediatraining, Sportpsychologie und Physiotherapie für das Pferd. Und vor allem um Showmanship. Also um die Frage, wie kann ich durch excellentes Showen vielleicht noch einen halben Punkt im Score rausholen. Ich habe alle Ritte auf Video und auch Videos aus den USA. Und dadurch entsprechende Vergleiche. Und so werden wir individuell im Feinschliff an einzelnen Manövern arbeiten.  

Jürgen Klinsmann betont für die Fußball-WM die Bedeutung von Teamspirit und körperlicher Fitness. Wie sieht es damit für das deutsche Team aus? 

Kay Wienrich: Das ist auch für uns sehr wichtig, wobei unsere Reiter ohnehin fit sind. Aber Teamgeist ist auch für uns von großer Bedeutung. Also auf die Belange der anderen einzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen.  

Und wie geht es nach dem Trainingslager in Warendorf weiter? 

Kay Wienrich: Am Sonntag vor der WM treffen wir uns alle in der Nähe von Düsseldorf. Am Dienstag reisen wir nach Aachen an. Dann kommt der Veterinär-Check und dann geht es los. 

Und wenn was beim VET-Check passieren würde…? 

Kay Wienrich: ...Dann springt das Ersatzpferd ein. 

Und auf welche Medaille dürfen wir hoffen? 

Kay Wienrich: Das kann ich nicht sagen. Wir versuchen, das Beste möglich zu machen. Realistisch, wenn uns das Glück hold ist, ist Bronze zu machen. Das ist mein Ziel und das wäre ausgesprochen gut. Ich denke, dass wir mit Italien konkurrieren können, aber etwa auch Österreich und Belgien sind nicht zu unterschätzen. Überhaupt versuchen ja auch alle anderen, ihr Bestes zu geben. Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Für mich ist es vor allem wichtig, alles optimal getan zu haben, was uns möglich ist. Dann wird es auch schon nicht schief gehen und wir werden was Zählbares erreichen. Wir visieren also Bronze an und ich denke schon, dass was in dieser Richtung passiert. 

Welche eigene Erfahrung als Aktiver bei einer WM kannst Du den Reitern mit auf den Weg geben? 

Kay Wienrich: Sich nicht an Anderen und deren Leistung zu orientieren, sondern das eigene Potential möglichst optimal auszuschöpfen. Dann haben wir gute Chancen, den anderen das Leben schwer zu machen. 

Und welcher Score wird bei der WM in Aachen Gold bedeuten? 

Kay Wienrich: Das ist nicht zu beantworten. Das hängt von zu vielen Faktoren ab. Etwa von den Richtern: Scoren die hoch, wird es vielleicht eine 227, scoren die Richter eher konservativ, reicht vielleicht auch eine 222 für den Sieg. 

Lieber Kay, wir drücken Dir und Deinem Team ganz fest die Daumen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

Das Interview führte Jörg Brückner.
Mit freundlicher Genehmigung vom westernreiter

 

Quelle EWU

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