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Die FEI-Europameisterschaft Reining ist nun rd. zwei Wochen her (wittelsbuerger.com vom 15.08.07), nun melden sich aus der Schweiz zwei Stimmen dazu. Zum einen äußert sich NRHA CH-Präsident Robert Welle zu den Herausforderungen, eine FEI-EM zu organisieren ("Gemischte Gefühle"), zum anderen berichtet Chef d’Euqipe des Schweizer Teams Susi Dobs von dem "Griff nach den Sternen" des Schweizer Nationalteams.
Gemischte Gefühle
Es fällt mir nicht leicht, den Rückblick auf die FEI European Reining Championships 2007 zu
verfassen. Ich kann und will die vielen Probleme und Problemchen, die sich vor, während
und nach dem Anlass ergaben nicht verschweigen, andererseits aber auch meine Freude
darüber nicht verheimlichen, dass die Europameisterschaft vermutlich doch ganz gut gelungen
ist und wir zum Schluss viel Lob erhalten haben. Diese hellen und dunklen Seiten in der
richtigen Mischung und ohne allzuviel Selbstbeweihräucherung rüber zu bringen, dünkt mich
schwierig. Falls das Experiment nicht gelingt, bitte ich vorsorglich um Nachsicht...
Beginnen wir mit den Schattenseiten:
1. Wir waren nach dem SwissSlide alle ziemlich erschöpft, ausgelaugt und alles andere als
wild darauf, ohne Atempause grad den nächsten Grossanlass in Angriff zu nehmen. So blieb
am Schluss nur noch eine sehr kleine Mannschaft übrig, die den Anlass vorbereiten half. Die
grosse Arbeit musste aber trotzdem rechtzeitig erledigt werden.
2. Wir haben den Aufwand für diesen Anlass deutlich unterschätzt. Vor allem die administrative
Seite. Allein die Kommunikation mit den 16 eingeladenen Nationalen Föderationen und
später mit den Chefs d’Equipe und Reitern füllte schlussendlich einen halben Bundesordner.
3. Als grösstes Problem stellten sich überraschenderweise die FEI-Reglemente heraus.
Mehrfach fanden wir in diesen Reglementen keine oder gar widersprüchliche Antworten auf
wichtige offene Fragen. Dies führte während dem Turnier in einem Fall zu einer ausserordentlich
schwierigen Situation mit kontroversen öffentlichen Diskussionen. Glücklicherweise
waren alle Beteiligten gelassen und vernünftig genug, dass nach einigem Hin und Her zu
einem Konsens gefunden werden konnte. Aber einen kurzen Moment lang hing die gute
Atmosphäre an einem seidenen Faden... Eine Anmerkung hierzu: Tatsache ist, dass wir von
der NRHA USA sehr verwöhnt sind: Es ist mir noch nie passiert, dass das NRHA-Handbuch
keine Antwort parat gehabt hätte. Das kompakte amerikanische Reglement ist ausgeklügelt,
sehr gut gepflegt und langjährig tausendfach erprobt. Die FEI hat ihrerseits verschiedene
sehr umfassende Reglemente mit zahlreichen Anhängen, nicht alle gut aufeinander abgestimmt
und ganz offensichtlich (mindestens für die Disziplin Reining) noch nicht genügend
ausgereift.
4. Schade war auch, dass sich eines unserer Nachbarländer überhaupt nicht angemeldet
hatte, dass ein anderes Nachbarland aufgrund von Vorgaben der Nationalen Föderation kein
Team stellen konnte und dass zwei weitere Teams sich sehr, sehr kurzfristig (und mit wenig
überzeugenden Argumenten) abgemeldet hatten. Eine weitere Nation fiel wegen Verletzungspech
aus. Wir hatten ursprünglich gehofft, dass sich mindestens 10 Nationen beteiligen
und lange Zeit sah es danach aus, als ob wir dieses Ziel erreichen bzw. sogar übertreffen
würden. Schlussendlich waren es nur noch 9 Nationen.
Und nun zu den Sonnenseiten:
1. Mehr als 50 Offizielle, Funktionäre und Helfer machten den Anlass überhaupt erst möglich.
Dieses grosse Team hat harmonisch und zuverlässig funktioniert, obwohl oft ungewohnte
Aufgaben erledigt werden mussten. Man half einander, spontan und unkompliziert. Ich
finde, das ist bemerkenswert und war sicher für alle Beteiligten eine gute Erfahrung. Und
obwohl es nicht selten auch stressige, anspruchsvolle oder ermüdende Momente gab, sah
ich doch fast immer nur fröhliche Gesichter.
2. Der internationale Charakter einer EM macht richtig Spass. Jedes Team, jeder Einzelreiter
sprach eine andere Muttersprache, vertrat eine andere Kultur, eine andere Mentalität.
Manchmal sah man seine Vorurteile bestätigt und manchmal eben nicht. Spannend war es
allemal.
3. Wir haben diesmal einiges in Zuschauerwerbung investiert, vom Inserat bis hin zum Radiospot.
Mit dem Ziel, mindestens für das Finale am Samstagabend eine grosse Zahl von
Zuschauern nach Mooslargue zu locken. Dieses Ziel haben wir erreicht. Die Halle war gut
gefüllt und die Stimmung war einfach phantastisch. Beides sind unabdingbare Voraussetzungen
für attraktiven grossen Sport!
4. Die Organisation einer Show dieser Grössenordnung bietet eigentlich keine grossen Herausforderungen.
Die einzige wirkliche Herausforderung ist es, die vielen Kleinigkeiten stets
unter Kontrolle zu haben. Rechtzeitig an alles zu denken, alles parat zu haben, im Voraus
jeden Funktionär zu instruieren, das nötige Material zu beschaffen, für jedes kleine Problem
die richtige Lösung zu finden. Und so weiter und so fort. Es ist kein grosser Wurf, sondern
ein Puzzle mit tausend Steinchen, welches geduldig, rechtzeitig und sorgfältig zusammen
gefügt werden muss. Ich glaube, wir dürfen behaupten: Das fertige Bild hat den allermeisten
Beteiligten gut gefallen.
Schlussendlich waren wir einfach dankbar dafür, dass wir das Abenteuer „FEI European
Reining Championships 2007“ ohne Unfälle, weitgehend konflikt- und problemfrei hinter uns
gebracht haben.
Manchmal ist es gut, wenn man sich am Schluss wieder zurück besinnt ganz an den Anfang.
Welches war das Motiv der NRHA Switzerland, diesen Anlass gemeinsam mit der Horse-
Academy zu organisieren? Wir wollten damit einen Beitrag leisten zugunsten der weiteren
Entwicklung unseres Sports. Nicht nur konsumieren, sondern selber aktiv mithelfen. Beweisen,
dass die Schweiz in der Lage ist, auch auf der internationalen Bühne mehr als nur eine
Statistenrolle im Hintergrund zu spielen. Ich hoffe und glaube, das ist uns ganz gut gelungen.
Ich danke allen, die mit ihrer ganzen Kraft und vollem Einsatz mitgeholfen haben. It comes
from the heart.
Robert Welle
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Wenn ein Team nach den Sternen greift
Die FEI European Reining Championships sind Vergangenheit. Eine schöne Vergangenheit
und Geschichte für das Schweizer Reining Team. Am Dienstag reisten die Teammitglieder
(Selina, Rahel, Alex, Daniel und Thierry) einzeln an und bezogen die Stallungen. Voller Stolz
hingen die Schweizer Flaggen an den Boxen und im Stallgang. Alle fünf Reiter und
Reiterinnen waren voller Tatendrang und immer bester Laune. Alle Reiter und Pferde
kannten die Anlage von Mooslargue bereits sehr gut und fühlten sich fast ein bisschen
„zuhause“. Am Mittwoch fand am frühen Nachmittag das erste Meeting der Teamchefs statt.
Alle neun Nationen stellten sich einander vor und bekamen von Robert Welle Informationen
zum Ablauf der nächsten Stunden. Leider waren Ungarn und die Israeli kurzfristig nicht
angereist. Am Mittwoch war dann auch die erste Prüfung angesagt – der VET-Check. Es war
brütend heiss und schwül. Pferd und Reiter waren froh, möglichst schnell wieder ruhig im
Schatten zu stehen. Alle Schweizer Pferde passierten den VET-Check ohne jegliche
Probleme. Am Abend fand noch ein kurzes offizielles Training für alle FEI Pferde statt, das
die Schweizer sehr ruhig bestritten. Man orientierte sich nicht an den zum Teil verbissen
trainierenden Reitern von anderen Teams. Alle Reiter und ihre Teamchefs erschienen am
späteren Abend zum Draw – dem Ziehen der Startnummern für den Teamwettbewerb. Rahel
unsere Reserve-Reiterin spielte die Glücksfee. Sie zog die Team-Nummer 7 – eine gute
Ausgangslage für das Schweizerteam. Da es noch Einzelreiter am Start hatte und diese die
Startnummern 2, 3 und 4 zogen bedeutete dies, dass unser erster Reiter als 10. startete. Ein
schwül-heisser Tag ging zu Ende und alle waren auf den kommenden Tag fokussiert – den
Team-Wettbewerb.
Der Donnerstag begann einiges kühler und angenehmer. Am Morgen war ein Meeting der
Teamchefs sowie ein Training der FEI Pferde in zwei Gruppen angesagt. Wiederum konnte
man das Schweizer Team sehr ruhig trainieren sehen. Langsam aber sicher spürte man aber
eine gewisse Anspannung und alle waren froh, dass es bald losging. Rahel und Jeannette
sorgten im Stall für eine schöne Überraschung für die Schweizer Reiter und Reiterinnen. Vor
jedem Boxeneingang waren liebevoll Schokoladen-Glückskäfer arrangiert. Alle waren topp
motiviert und freuten sich. Rahel war unsere Fahnenträgerin anlässlich der
Eröffnungszeremonie. Sie strahlte und präsentierte den Schweizer Fahnen voller Stolz.
Unsere Reiter und Reiterinnen starteten in knallroten Hemden bzw. Blusen mit
verschiedenen Schweizer Kreuzen verziert – für die Damen waren die Schweizerkreuze am
Kragen und an den Manschetten mit Swarowski-Steinen geschmückt. Daniel war unser
erster Reiter. Als zehnter kam er in die Arena und zeigte einen soliden Ritt, der mit 211
belohnt wurde. Thierry war der nächste. Er egalisierte das Resultat von Daniel. Nach zwei
Reiterpaaren pro Nation zeigte sich ganz klar, dass die Gold- und Silbermedaille zwischen
Deutschland und Italien ausgemacht werden musste und für die Bronzemedaille kamen drei
Teams in Frage – England, Holland und die Schweiz. Als dritte Reiterin schickten wir Selina
in die Arena. Leider scorte sie eine 0, da das Pferd den Wechsel nicht machte und sie mit
der zweiten Hand in die Zügel griff. Ein kurzer Dämpfer für das Schweizer Team, denn
Francesca Sternberg vom englischen Team, erzielte einen besseren Score als die
Schweizer bisher. Die Engländer hatten jedoch bereits mit ihrem zweiten Reiter einen no
score erhalten. Somit waren immer noch alle Chancen offen, für die Bronzemedaille. Nun lag
der ganze Druck auf Alex. Er wirkte festentschlossen und zeigte schon auf dem Abreitplatz
gute Nerven. Er war der allerletzte Reiter dieser Team-Wertung. Inzwischen stand schon
fest, dass die Deutschen die Goldmedaille geholt hatten und die Italiener sich mit Silber
begnügen mussten. Das Rennen um die Bronzemedaille war noch offen. Alex musste einen
Score von 213 reiten. Die ganze Arena tobte als Alex einritt. Hoffentlich hielten Pferd und
Reiter diesem tosenden Lärm stand. Auf dem ersten Zirkel konnte man aber förmlich spüren,
dass es den beiden gut tat. Das Publikum wurde immer lauter und die Bronzemedaille schien
wirklich greifbar. Da passierte es, sein Pferd springt kurz um und er erhält von jedem Richter
einen Penalty. Ein kurzes Raunen geht durch die Tribünen. Das fachkundige Publikum
erkennt aber sofort, dass Alex nicht aufgibt und feuert ihn wieder kräftig an. Alex und sein
Joker reiten noch einen perfekten Schluss der Pattern. Die Sekunden, bis der Speaker den
Score bekannt gibt, dauern eine Ewigkeit. Bekommt er die benötigten 213? Wir sind
eigentlich überzeugt, dass er es gepackt hat. Erst die erlösende Durchsage des Speakers
lässt uns in einen grenzenlosen Jubel ausbrechen. „We did it!“ Ein wunderschönes Gefühl
für das gesamte Team. Alex strahlt. Ich hatte bei der Auswahl der Reihenfolge meine
Bedenken, ob er dem Druck standhalten kann – aber er hat mir das Gegenteil bewiesen mit
diesem Ritt.
Nun kam ein wunderschöner und bewegender Moment für das gesamte Team – die
Siegerehrung. In einem sehr würdigen Rahmen liefen alle Nationen im Team mit den Fahnen
ein und die drei Medaillengewinner Teams hoch zu Pferd. Eine wunderschöne Siegerehrung
krönte den Tag. Dieser Tag und diese Siegerehrung werden uns noch lange in Erinnerung
bleiben. Das Tüpfchen auf dem „i“ war noch, dass drei unserer Reiter sich mit den
Resultaten für den Einzelfinal am Samstag qualifiziert hatten!
Der Freitag war dann ein ruhiger Tag. Die Reiter und Pferde hatten eine Trainings-Session.
Am Abend wäre noch die Möglichkeit gewesen, die Pferde auf dem Aussenplatz leicht zu
bewegen. Es war ein wunderschönes Bild auf dem Aussenplatz der HorseAcademy – anstatt
zu reiten, führten die Reiter ihre Pferde am Halfter herum und liessen sie friedlich grasen.
Am Samstag war dann plötzlich wieder eine Anspannung zu spüren. Heute sollte es noch
um die Einzelmedaillen gehen. Die Startreihenfolge war gemäss den Scores aus dem Team-
Wettbewerb. Thierry war der erst und zeigte einen soliden Ritt, der jedoch ein paar Patzer
hatte und somit keinen Score erreichte, der für die vorderen Ränge erforderlich war. Aber es
war ein schöner Ritt. Daniel war der nächste. Er ritt mit seinem Rooster in die Arena ein und
wie immer meldete sich Rooster akustisch beim Publikum und begrüsste dieses. Daniel
zeigte einen sehr guten Ritt und toppte sein Ergebnis vom Donnerstag. Er erreichte sein Ziel
– ein Platz unter den ersten 10. Er war 9. im Schlussklassement. Dann war Alex an der
Reihe. Auf seinen Zirkeln ging er wiederum ein forsches Tempo an. Es schlichen sich da und
dort ein paar kleine Fehler ein, die dann nicht zum erwünschten Score führten. Aber auch
hier – ein wunderschöner Ritt mit viel Herz von Reiter und Pferd. Alles in allem ein gutes
Resultat für die Schweizer. Auch diese Siegerehrung war wieder wunderschön und bestimmt
für alle unvergesslich. Alle Einzelreiter ritten mit ihren Fahnenträgern ein. Ein herrliches Bild
und ein krönender Abschluss dieser FEI European Reining Championships 2007.
Im Namen des Teams danken wir der ganzen Organisation für ein wunderschönes Turnier.
Es war alles vom Feinsten. Auch den vielen Helfern hinter den Kulissen und vor allem jenen,
die Tag und Nacht Stunden vor den Stallungen ausharrten und immer freundlich und besorgt
waren, danken wir auf diesem Weg ganz herzlich. Ohne sie wäre ein solcher Anlass nicht
möglich gewesen (es ist Vorschrift der FEI, dass die Stallungen immer bewacht sind und die
FEI-Pferde nur in Begleitung einer offiziellen Person aus den Stallungen dürfen).
Susi Dubs
(Kaderverantwortliche/Chef d’Euqipe des Schweizer Teams)
Fragen?
Die 18 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter, z.B. Nico Hörmann,
Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den Bereich Reining. Zum
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