Der Reiningsport sollte attraktiver für Reiter und Zuschauer werden
- das zumindest hatte sich die NRHA USA für dieses Jahr auf die
Fahne geschrieben, und wollte im 50. Jubiläumsjahr den Fokus stärker
auf den Animal Welfare-Gedanken legen (mehr
dazu hier).
Wie ernst das gemeint ist, kann derzeit auf der NRHA
European Futurity in Kreuth überprüft werden, während der Abreitezeiten.
wittelsbuerger.com hat eine ganze Serie von Bildern erhalten, die
erneut Raum für - kritische - Diskussionen um den Umgang mit Sportpferden
generell und der Wahrhaftigkeit an den eigenen Ansprüchen im Verband
im Speziellen.
Abreiten auf der NRHA Euro-Futurity 2016
Erst - oder schon? - fünf Jahre ist es her, daß der internationale
Reiningsport bei den FEI World Reining Finals im schwedischen
Malmö durch Abreitevideos heftige Diskussionen auslöste und eine
breite Öffentlichkeit auch in andere Medien fand (mehr
dazu hier).
Seitdem stand der Begriff "Animal Welfare" ganz oben auf der Agenda
quer durch alle Verbände, Abreiteplatzaufsichten und Stewards
bevölkern die Turniergelände, Ausschreibungen weisen darauf hin,
daß "Reiter, die im Umgang mit ihren Pferden auffällig werden",
vom Turnier ausgeschlossen werden können.
Abreiten auf der NRHA Euro-Futurity 2016
§3 des deutschen Tierschutzgesetzes lautet: "Es ist verboten,
einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen
es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder
die offensichtlich seine Kräfte übersteigen." Ein hoher und gesetzlich
verankerter Anspruch, der da auf Bilder und Videosequenzen trifft
und nicht so einfach abzuurteilen ist, weil jede dieser festgehaltenen
Situationen durch die Kombination aus Pferd, Reiter und Umgebung
in sich komplex ist.
Zudem sind die "schönen" Bilder in jedem Sport, denen zugejubelt
wird, vor allem das Resultat aus langer und konsequenter Arbeit
und einem nicht selten auch steinigen Weg, der nicht immer "schön"
aussieht. Die Herausforderung für die Verbände, die die Rahmenbedingungen
für den Reitsport - die Sportler und ihre Pferde - gestalten,
liegt nun seit Jahren darin, beiden Ansprüchen gerecht zu werden:
Den Reitern eine Infrastruktur zu geben, in der sie ihre Pferde
sportlich vorstellen können, die von der Öffentlichkeit akzeptiert
wird.
Abreiten auf der NRHA Euro-Futurity 2016 Hinweis: Gesichter/ Startnummern etc. wurden
verfremdet
Angesichts des medialen Echos, das solche Bilder immer wieder
auslösen, geht man in Kreuth in dieser Woche ganz pragmatisch
mit diesem Thema um: Bevor die Offiziellen auf die Reiter zugehen
und aktiv werden, werden lieber Besucher mit Kamera angesprochen,
nötigenfalls auf das Hausrecht hingewiesen und der Anlage verwiesen,
Motto: "Keine Bilder, keine Probleme".
Eine sehr spezielle Interpretation von Animal Welfare und ein
starker Beweis, dass die Auseinandersetzung damit und eine Lösungsfindung
noch immer ganz am Anfang stehen.