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Serie: Therapien für Pferde (Teil 8): In der Homöopathie ist weniger mehr
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Es klingt durchaus verrückt, wenn behauptet wird, dass ein paar winzige Zuckerkügelchen ein Pferd von 500 Kilogramm Körpergewicht heilen sollen. Doch die Erfahrung zeigt, dass in der Homöopathie das richtige Mittel in ganz kleiner Dosierung ausreicht, um den Körper zur Selbstheilung zu stimulieren.

Die Homöopathie ist keine neue Therapieform, sondern hat sich seit über 200 Jahren entwickelt und bewährt. Begründer dieser alternativen Heilmethode ist Dr. Friedrich Samuel Hahnemann, der 1790 mit Selbstversuchen begann. Das erste Mittel, das er austestete, war die Chinarinde, die nach Einnahme ähnliche Symptome hervorrief wie die Krankheit Malaria. Da Hahnemann selbst mal an Malaria erkrankte, kannte er die Symptome gut und konnte so die Ähnlichkeit bestätigen. Da das Mittel bei einem gesunden Menschen nahezu dieselben Symptome hervorrief wie die Krankheit, folgerte Hahnemann, dass dieses Mittel zur Heilung der Krankheit eingesetzt werden kann. Daraus entstand das Ähnlichkeitsprinzip: „Similia similibus curentur.“

Die Grundlagen der Homöopathie stützt sich auf drei Grundpfeiler:

 1. der Arzneimittelprüfung,
 2. der Ähnlichkeitsregel und
 3. der Potenzierung.

Bei der Arzneimittelprüfung wird zunächst an Gesunden das Mittel erprobt. Die daraus hervorgegangenen Symptome nennt man Arzneisymptome. Weitere Erkenntnisse zu einer Arznei werden zum gesamten Arzneibild hinzugezogen. Schließlich folgt die Dokumentation in Symptomenregistern, so genannten Repertorien.


Bild: wittelsbuerger.com-Forum

 

Ähnliches mit Ähnlichem heilen

Nach der Ähnlichkeitsregel wählt man diejenigen Mittel aus den Repertorien aus, die möglichst ähnliche Symptome bei Gesunden hervorrufen. Hierzu ist eine exakte Fallaufnahme des jeweiligen Tieres (oder auch Menschen) erforderlich, denn es müssen auch die Änderungen der Befi ndlichkeit auf psychischer und physischer Ebene mit berücksichtigt werden. Die Modalitäten beschreiben beispielsweise wie sich die Beschwerden äußern und unter welchen Umständen sie sich verbessern oder verschlechtern (Wärme – Kälte, Tag – Nacht, Ruhe – Bewegung etc.).

Manchmal ist es auch sinnvoll, Pferde nach ihrem Konstitutionstyp zu behandeln. Die Konstitution beschreibt seine angeborene Verfassung sowohl geistig als auch körperlich. Ebenso spielt es eine Rolle, wie ein Lebewesen auf bestimmte Einfl üsse reagiert. Hier sind Faktoren wir Sensibilität, Aggressivität oder Nervosität, um nur einige Beispiele zu nennen, zu berücksichtigen. Zu Konsitutionsmitteln greift man, wenn Krankheiten sehr unspezifi sch und schwer einzuordnen sind.

Neben der Auswahl des richtigen Mittels ist auch die Potenzierung ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Behandlung. Unter Potenzierung versteht man das Verdünnen oder Verreiben des jeweiligen Arzneimittelausgangsstoffes in mehreren Schritten. Nach jedem Verdünnungsvorgang wird das Mittel mit der Trägersubstanz wie Alkohol, Wasser oder Milchzucker verschüttelt oder verrieben. Hierdurch verringert sich mit zunehmender Potenzierung der nachweisbare Anteil des Arzneimittelausgangsstoffes.

Ab einer Potenz von D23 ist chemisch kein Molekül des Ausgangstoffes mehr nachzuweisen. Diese Tatsache bestärkt Kritiker darin, dass die Homöopathie nur über den Placeboeffekt wirkt. Die Befürworter dieser Therapieform hingegen erklären die Wirkungsweise hingegen damit, dass auf den Trägerstoff die Information des Arzneimittels übergegangen ist. Je höher die Potenz, das heißt, je stärker verdünnt das Mittel ist, desto wirksamer soll das Mittel sogar sein. Dies scheint im Widerspruch zu stehen mit den natürlichen Gesetzmäßigkeiten, dennoch belegen unzählige Heilungserfolge, dass eine entsprechende Wirkung vorhanden ist. Von einem Placeboeffekt kann bei Tieren außerdem kaum ausgegangen werden, weil ihnen nicht bewusst ist, dass sie ein Arzneimittel verabreicht bekommen und welche Wirkung man sich davon erwartet. Aus eigener Erfahrung jedoch kann der Pferdebesitzer aber – in der Regel unbewusst – viele Informationen auf das Pferd übertragen, so dass ein ähnlicher Effekt immer mit einbezogen werden muss. Dies gilt aber für jede Therapieform.

Der Einfl uss der Potenz

Man entscheidet verschiedene Potenzen, die mit einem Buchstaben und einer Zahl gekennzeichnet sind. Die Buchstaben D, C, LM oder Q sagen aus, in welchem Verhältnis das Arzneimittel verdünnt worden ist. D bedeutet „Dezimal“, das Verdünnungsverhältnis ist 1:10. Ein Teil Arzneimittel wurde dabei mit zehn Teilen Wasser oder Alkohol verschüttelt. Daraus entsteht die Potenz D1. Wie häufi g nun der Vorgang (die Verdünnung wird dann wieder im Verhältnis 1:10 weiterverdünnt) durchgeführt wird, besagt die Zahl hinter dem Buchstaben. Eine Potenz von D6 ist also sechs mal im Verhältnis 1:10 verdünnt worden. Hierbei handelt es sich um so genannte Niedrigpotenzen. Der Buchstabe C steht für eine Verdünnung von 1:100, LM oder Q für eine Potenzierung von 1:50000. Ab einer Potenz von D30 spricht man von Hochpotenzen.

Niedrige Potenzen bis etwa D12 wirken insbesondere direkt auf Organe und Organsysteme und werden meist bei akuten Erkrankungen verabreicht. Mittlere Potenzen (bis D30) kommen bei subakuten Erkrankungen zum Einsatz. Hochpotenzen wirken deutlich stärker auf die Psyche und werden vermehrt bei chronischen Erkrankungen bevorzugt.

Die Häufi gkeit, mit der das Mittel verabreicht wird, ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen. Während Niedrigpotenzen in der Regel zwei bis dreimal täglich – in akuten Fällen auch alle halbe Stunde – gegeben werden, ist die Gabe einer Hochpotenz einmal wöchentlich oder gar insgesamt nur eine einmalige Gabe ausreichend. Eine Gabe besteht bei tiefen und mittleren Potenzen aus zehn bis 15 Globuli oder Tropfen. Bei hohen Potenzen werden etwa fünf bis zehn Globuli oder Tropfen verabreicht.

Homöopathika gibt es in den unterschiedlichsten Darreichungsformen. Am bekanntesten sind Globuli, das sind Streukügelchen aus Milchzucker, die mit dem Arzneistoff besprüht werden. Erhältlich sind auch Dilutionen (Tropfen auf Alkoholbasis), Tabletten, Injektionen, Tinkturen und Salben.

Bei der Homöopathie kann es zu einer Erstverschlimmerung der Symptome kommen, die aber als gutes Zeichen angesehen wird. Diese verraten nämlich, dass man das richtige Mittel gewählt hat. Allerdings geht man davon aus, dass es sich um die falsche Potenz handelt, wenn sich die Symptome verschlimmern. Der Wechsel zu einer höheren Potenz desselben Mittels ist dann angezeigt. Wenn sich jedoch Modalitäten ändern, muss der Homöopath ein neues Mittel suchen. So kann eine Behandlung auch aus mehreren homöopathischen Mitteln in einer bestimmten Reihenfolge bestehen. Deshalb muss der homöopathische Behandler den Krankheitsverlauf exakt beobachten und die Therapie anpassen.

Dies klingt sehr kompliziert und setzt eine Menge Erfahrung des Behandlers voraus. Viele Pferdebesitzer experimentieren häufi g selbst mit homöopathischen Mitteln, haben aber meist nicht den gewünschten Erfolg. Das hat damit zu tun, dass der Fundus an möglichen Mitteln enorm groß ist und es deshalb auch nicht einfach ist, das richtige Mittel in der passenden Potenz auszuwählen.

Bewährte Standardmittel

Trotzdem gibt es viele Standardmittel, die sich bei bestimmten Erkrankungen bewährt haben. Bei akuten Verletzungen und Wunden ist Arnica montana (Bergwohlverleih) das Mittel der Wahl. Arnica hilft auch bei Muskelkater, allerdings sollte man hier zu einer Hochpotenz (C200) greifen. Es schadet darum nicht, Arnica in verschiedenen Potenzen in der Stallapotheke zu haben. Selbstverständlich ersetzen homöopathische Mittel nicht die notwendige Versorgung durch den Tierarzt, wenn größere Wunden oder Verletzungen behandelt werden müssen.

Bei Insektenstichen und anderen Entzündungen (die als Symptomatik einen stechenden Schmerz aufweisen) hat sich Apis mellifi ca D6 als ideales Mittel bewährt. Viele Pferde leiden unter der Insektenplage im Sommer. Die Tendenz zur Übersensibilisierung und damit zur Allergie auf Insektenstiche ist deutlich gegeben. Die Auswirkungen sind starke Reaktionen auf Insektenstichen, die sich in Ödemen oder Allergien äußern. Hier kann Apis eine gute Hilfe darstellen. Bei Hauterkrankungen sind Sulfur C30 (Schwefel), Graphites D12 (Reißblei), Zincum metallicum D30 (Metallisches Zink) und Silicea D12 (Kieselerde) die Mittel der Wahl. Ekzeme, Hautentzündungen und Abszesse können hiermit gut behandelt werden. Dabei darf man allerdings nicht die Ursache einer Erkrankung vergessen.

Das Sommerekzem beispielsweise darf man nicht als abgegrenzte Hauterkrankung sehen. Das Ekzem an sich ist lediglich die Auswirkung. Es handelt sich hierbei vielmehr um ein Stoffwechselproblem. Die Haut ist wie die Leber, die Niere, der Darm und die Lunge ein Entgiftungsorgan. Wenn ein Organ überlastet ist, müssen andere Organe (die Haut) die Arbeit mitübernehmen.

Dadurch kommt es auch hier zur Überforderung, was sich in Schuppenbildung (= gestörte Entgiftung) bis hin zum chronischen Ekzem auswirken kann. Deshalb kann bei Ekzemen die Gabe eines passenden Leber- oder Nierenmittels möglicherweise sinnvoller sein. Zur Behandlung der Leber eignen sich Flor de Piedra D12, Taraxacum D12 und Carduus marianum D12. Gute Nierenmittel sind beispielsweise Berberis D12 und Solidago D12.

Viele Pferde leiden unter arthritischen Veränderungen. Mittel wie die Teufelskralle (Harpagophytum procumbens D6) und Hekla lava D6 (Lavagestein) haben sich bei diesen Leiden bewährt. Hilfe für den Magen-Darm-Trakt – also beispielsweise bei kolikanfälligen Pferden – bringt hingegen Nux vomica D6 (Brechnuss) oder Ipecacuanha D6 (Brechwurz).

Da es Vielen sehr schwer fällt, das passende Mittel zu fi nden und zuzuordnen, gibt es auch so genannte Komplexmittel, bei denen mehrere homöopathische Arzneimittel gemischt werden. Sie sind besonders hilfreich bei unspezifi schen Beschwerdebildern. Manche Homöopathen lehnen Komplexmittel allerdings grundsätzlich ab. Es ist ihnen wichtig zu wissen, welches Mittel wirkt, was man bei der Gabe von mehreren Einzelmitteln zugleich oder eines Komplexmittels nicht wissen kann.

Die Homöopathie kann zwar als alleinige Therapie bei bestimmten Krankheitsbildern eingesetzt werden, ist aber als Ergänzung zu schulmedizinischen Maßnahmen oder anderen Therapieformen noch viel wertvoller. Da homöopathische Mittel den Selbstheilungsprozess fördern, kann eine schnellere Genesung herbeigeführt werden. Als Unterstützung zu weiteren Therapiemaßnahmen ist die Homöopathie eine perfekte Ergänzung.

Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)


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