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Zucht: Genetisch bedingte Muskelerkrankungen beim Westernpferd
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Intensive Forschungsarbeiten, die in den letzten Jahren vor allem an der US Universität von Minnesota unter Leitung von Frau Prof. Stephanie Valberg durchgeführt wurden, haben zwei verschiedene genetisch bedingte Muskelerkrankungen beim Pferd aufgedeckt, die mit RER und PSSM abgekürzt werden. Von den Erbkrankheiten sind auch die Westernpferde, Quarter Horse, American Paint, Appaloosa und ihre Kreuzungen betroffen. Bei wenigen Pferden kann die PSSM Erkrankung durch den Gendefekt EMH zusätzlich erschwert  werden. Für PSSM und EMH stehen jetzt Gentests zur Verfügung.

 

Trägheit bis zu vollständiger Bewegungsunfähigkeit

Wiederholt auftretende Muskelerkrankungen des Pferdes, die von leichten Bewegungsstörungen bis zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit mit Festliegen reichen können, werden in der Praxis häufig auch mit wiederholtem oder chronischem Kreuzverschlag bezeichnet. Pferdehaltern, vor allem Rennpferdezüchtern, war schon lange bekannt, dass die Muskelerkrankungen trotz verbesserter Umweltfaktoren bei manchen Pferden gehäuft Rückfälle aufzeigen. Diese können durchaus schon beim Fohlen und Aufzuchtspferden beginnen. Meist ist auch die Leistungsfähigkeit betroffener Pferde ständig herabgesetzt. An der US Universität von Minnesota konnten in den letzten Jahren, mit erheblicher finanzieller Unterstützung durch die American Quarter Horse Association, zwei verschiedene genetisch bedingte Stoffwechselstörungen, die heute mit RER oder mit PSSM abgekürzt werden, für den wiederkehrenden Kreuzverschlag aufgedeckt werden. Die Forscher haben gezeigt, dass betroffene Pferde entweder einen genetisch bedingten gestörten Kalziumstoffwechsel, RER für Reccurent Exertional Rhabdomylosis, oder aber eine Zucker-Stoffwechselstörung PSSM für Polysaccaride Storage Myopathy, besitzen. Im Quarter Horse und seinen Kreuzungen kann die PSSM Erkrankung bei wenigen Tieren dann durch die Erbkrankheit EMH (Equine Maligne Hyperthermie) zusätzlich erschwert werden. Auch diese Doppelgenträger können bereits mit Gentests sicher aufgedeckt werden. Eine genetische Verbindung zum HYPP Erbdefekt, der im Westernpferd ursprünglich nur von dem Quarter Horse Zuchthengst IMPRESSIVE ausgegangen ist, findet sich bei den Erbkrankheiten RER, PSSM und auch bei EMH nicht.



Dr.agr. Dr.agr. habil.
Ines von Butler-Wemken

ist Expertin für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum.

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Erbkrankheit RER

Hauptursache für RER ist ein Gendefekt. 2005 haben die Forscher an der US Universität von Minnesota nach Verwandtschaftsstudien und Zuchtversuchen am Englischen Vollblutpferd einen dominanten Erbgang für die Störung des Kalziumstoffwechsels aufgezeigt. Man geht heute davon aus, dass sich das schädliche Gen im Englischen Vollblut und im Standardbred, im Arabischen Vollblut und in seinen Kreuzungen ausgebreitet hat. Im US Quarter Horse und seinen Kreuzungen soll das Gen bisher nur eine sehr geringfügige Verbreitung haben. Bei Einkreuzungen mit Englischem Vollblut sollte aber auch RER beachtet werden, vor allem bei Zuchtpferden mit der wiederholten Vorgeschichte „Tying Up“ scheint dies angebracht. Nicht alle RER Genträger sind von der Muskelerkrankung betroffen. Weitere äußere Faktoren und vermutlich auch weitere Erbanlagen haben  neben dem Geschlecht, dem Temperament und der Fütterung der Pferde, Einfluss auf die Frequenz und auf das Ausmaß der Krankheitsschübe. Vor allem zu verhaltenes Galopptraining, ohne die jungen Pferde voll auslaufen zu lassen, scheint eine Schlüsselfunktion zur Auslösung der Erkrankung zu haben. Stuten sind häufiger betroffen, auch verhalten sich die Genträger schon im Fohlenalter deutlich schreckhafter und unruhiger. Für die RER Genträger gibt es keine Heilung. Doch Haltungsmaßnahmen können die Krankheitsschübe durchaus einschränken. Meist wird es darauf ankommen, den betroffenen Pferden eine  regelmäßige Bewegung und eine stressfreie Umgebung anzubieten. Sobald CK-Blutwerte nach einem Krankheitsschub wieder im Normbereich liegen, sollten die Pferde erneut aufgebaut werden. Für einfache Reitzwecke kann man die Tiere dann noch bedingt einsetzen. Bisher ist es nicht gelungen einen Gentest für RER zu erarbeiten. Eine Diagnose für RER kann daher bisher  nur im Labor mit den Informationen aus Muskel Biopsie und Blut Protein Merkmalen erfolgen.

 

Erbkrankeit PSSM, Gentest seit 2008 möglich

Geringfügige Bewegungsstörungen, die schon beim Fohlen auftreten können, werden häufig als erstes Anzeichen für die Erbkrankheit PSSM beschrieben. Bei PSSM Genträgern wird eine weit über dem Durchschnitt liegende Menge von Mehrfachzucker in die Skelettmuskulatur betroffener Pferde eingelagert. Dies kann zu geringfügigen aber auch zu sehr schweren wiederholten Krankheitsschüben führen. Meist wird zunächst nur „Kreuzverschlag“ angenommen. Recht charakteristisch sind wiederholte Gangunregelmäßigkeiten, Muskelzittern, Schwitzen bereits bei geringer körperlicher Anstrengung, Trägheit, aber auch Rückensteifigkeit und Festliegen. Häufig sind von PSSM besonders ruhige und leichtfuttrige Pferde betroffen. Eine Arbeitsgruppe an der US Universität von Minnesota konnte 2007 einen Zusammenhang zwischen dem Genort GYS1 (Glykogen Synthese 1) und der Muskelerkrankung PSSM aufzeigen. In die Untersuchung wurden gesunde und kranke Pferde aus 15 verschiedenen Pferderassen einbezogen. Alle Genträger für GSY 1 hatten zugleich PSSM. Die Wissenschaftler konnten bei ihrem Rassenvergleich zusätzlich nachweisen, dass die Genveränderung GYS 1 einen einzigen Ursprung hat und vor ca. 1200 bis 1500 Jahren von nur einem Pferd ausgegangen ist. Sie hat sich über 140 bis 180 Pferdegenerationen bis heute insbesondere in den Westernpferderassen Quarter Horse, American Paint, Appaloosa und in ihren Kreuzungen, aber auch in verschiedenen Kaltblutrassen, in vielen Warmblutrassen auch im Morgan Horse, Mustang und Rocky Mountain Pferde, im Arabischen Vollblutpferd, Standardbred , Tennessee Walking Horse und beim Haflinger verbreitet. Allein im US Quarter Horse schätzen die Wissenschaftler aus Feldstudien, dass 6% bis 12% der Pferde dort PSSM Einzelgenträger sein könnten. An der US Universität von Minnesota, dem Patenträger, wird seit Februar 2008 ein Gentest für PSSM angeboten, der die Genträger mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 90 Prozent aufdeckt. PSSM hat einen dominanten Erbgang beim Pferd, dies bedeutet, dass nicht nur die PSSM Einzelgenträger bereits von der Krankheit betroffen sein können, sondern der Gendefekt selbst mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% in der nachfolgenden Fohlengeneration auftreten wird.

 

Der Gendefekt EMH erschwert PSSM im Westernpferd

Es gibt zusätzliche aktuelle Anzeichen dafür, dass bei Pferden, die PSSM und den Erbdefekt EMH (Equine Maligne Hyperthermie) gleichzeitig tragen, Muskelerkrankungen deutlich schwerer auftreten. Dies konnte bisher für wenige US Quarter Horse und ihre Kreuzungen an der US Universität von Minnesota nachgewiesen werden. EMH ist durch eine stark erhöhte Kalzium Stoffwechselreaktion bei besonderer Belastung gekennzeichnet. Die akute Muskelerkrankung wird nur durch sogenannte Trigger, zum Beispiel durch Narkosemittel (Halothan und andere) ausgelöst und ist dann lebensbedrohlich. EMH folgt wie PSSM einem dominantem Erbgang beim Pferd.  Für EMH, eine heute eher sehr seltene Erkrankung, die sich bei vielen Tierarten und auch beim Menschen findet, steht ein Gentest für die Praxis zur Verfügung. Für das Westernpferd empfehlen die Wissenschaftler an der US Universität von Minnesota daher mit dem PSSM Gentest auch einen EMH Gentest durchzuführen um zugleich auch alle Doppelgenträger für die beiden Erkrankungen aufzudecken .

 

Keine Heilung möglich

Für RER, PSSM und auch EMH gibt es keine Heilung. Die RER und PSSM Genträger sind für Reitzwecke zudem nur noch ganz bedingt einsetzbar. Betroffenen Pferdehaltern kann bisher nur empfohlen werden, über geeignete Haltungsmaßnahmen Anzahl und Ausmaß wiederkehrender Krankheitsschübe zu reduzieren. Bei RER sind äußere Stressfaktoren auszuschließen und konsequente Trainingsprogramme aufzustellen. PSSM Pferde benötigen lebenslang eine speziell angepasste Futterdiät. Mit den Gentests für PSSM und auch für EMH, die an wenigen Haarwurzel erfolgen, wird es zudem nicht nur möglich Genträger unter den Zuchtpferde schon vor ihrem Einsatz aufzudecken, sondern die Krankheit selbst vor ihrem möglichen Ausbruch zu erkennen. Dies erscheint vor allem beim Westernpferd für PSSM  von besonderer praktischer Bedeutung zu sein. Anzahl und Ausmaß der Krankheitsschübe könnten dann durch vorbeugende Haltungsmaßnahmen zumindest reduziert werden. Auf dem PSSM Gentest liegt ein Patent, er wird zur Zeit nur an der US Universität von Minnesota angeboten. Aktuelle Informationen zu den Muskelerkrankungen und zu den bereits angebotenen Gentests finden sich für Züchter und Halter auf der homepage der US Universität von Minnesota (www.vdl.umn.edu).




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QuelleInes von Butler-Wemken

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