Dr.agr. Dr.agr. habil. Ines von Butler-Wemken ist
Expertin für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum. Dorthin
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Erbkrankheit
RER
Hauptursache
für RER ist ein Gendefekt. 2005 haben die Forscher an der US Universität
von Minnesota nach Verwandtschaftsstudien und Zuchtversuchen am
Englischen Vollblutpferd einen dominanten Erbgang für die Störung
des Kalziumstoffwechsels aufgezeigt. Man geht heute davon aus,
dass sich das schädliche Gen im Englischen Vollblut und im Standardbred,
im Arabischen Vollblut und in seinen Kreuzungen ausgebreitet hat.
Im US Quarter Horse und seinen Kreuzungen soll das Gen bisher
nur eine sehr geringfügige Verbreitung haben. Bei Einkreuzungen
mit Englischem Vollblut sollte aber auch RER beachtet werden,
vor allem bei Zuchtpferden mit der wiederholten Vorgeschichte
„Tying Up“ scheint dies angebracht. Nicht alle RER Genträger sind
von der Muskelerkrankung betroffen. Weitere äußere Faktoren und
vermutlich auch weitere Erbanlagen haben neben dem Geschlecht,
dem Temperament und der Fütterung der Pferde, Einfluss auf die
Frequenz und auf das Ausmaß der Krankheitsschübe. Vor allem zu
verhaltenes Galopptraining, ohne die jungen Pferde voll auslaufen
zu lassen, scheint eine Schlüsselfunktion zur Auslösung der Erkrankung
zu haben. Stuten sind häufiger betroffen, auch verhalten sich
die Genträger schon im Fohlenalter deutlich schreckhafter und
unruhiger. Für die RER Genträger gibt es keine Heilung. Doch Haltungsmaßnahmen
können die Krankheitsschübe durchaus einschränken. Meist wird
es darauf ankommen, den betroffenen Pferden eine regelmäßige
Bewegung und eine stressfreie Umgebung anzubieten. Sobald CK-Blutwerte
nach einem Krankheitsschub wieder im Normbereich liegen, sollten
die Pferde erneut aufgebaut werden. Für einfache Reitzwecke kann
man die Tiere dann noch bedingt einsetzen. Bisher ist es nicht
gelungen einen Gentest für RER zu erarbeiten. Eine Diagnose für
RER kann daher bisher nur im Labor mit den Informationen aus
Muskel Biopsie und Blut Protein Merkmalen erfolgen.
Erbkrankeit
PSSM, Gentest seit 2008 möglich
Geringfügige
Bewegungsstörungen, die schon beim Fohlen auftreten können, werden
häufig als erstes Anzeichen für die Erbkrankheit PSSM beschrieben.
Bei PSSM Genträgern wird eine weit über dem Durchschnitt liegende
Menge von Mehrfachzucker in die Skelettmuskulatur betroffener
Pferde eingelagert. Dies kann zu geringfügigen aber auch zu sehr
schweren wiederholten Krankheitsschüben führen. Meist wird zunächst
nur „Kreuzverschlag“ angenommen. Recht charakteristisch sind wiederholte
Gangunregelmäßigkeiten, Muskelzittern, Schwitzen bereits bei geringer
körperlicher Anstrengung, Trägheit, aber auch Rückensteifigkeit
und Festliegen. Häufig sind von PSSM besonders ruhige und leichtfuttrige
Pferde betroffen. Eine Arbeitsgruppe an der US Universität von
Minnesota konnte 2007 einen Zusammenhang zwischen dem Genort GYS1
(Glykogen Synthese 1) und der Muskelerkrankung PSSM aufzeigen.
In die Untersuchung wurden gesunde und kranke Pferde aus 15 verschiedenen
Pferderassen einbezogen. Alle Genträger für GSY 1 hatten zugleich
PSSM. Die Wissenschaftler konnten bei ihrem Rassenvergleich zusätzlich
nachweisen, dass die Genveränderung GYS 1 einen einzigen Ursprung
hat und vor ca. 1200 bis 1500 Jahren von nur einem Pferd ausgegangen
ist. Sie hat sich über 140 bis 180 Pferdegenerationen bis heute
insbesondere in den Westernpferderassen Quarter Horse, American
Paint, Appaloosa und in ihren Kreuzungen, aber auch in verschiedenen
Kaltblutrassen, in vielen Warmblutrassen auch im Morgan Horse,
Mustang und Rocky Mountain Pferde, im Arabischen Vollblutpferd,
Standardbred , Tennessee Walking Horse und beim Haflinger verbreitet.
Allein im US Quarter Horse schätzen die Wissenschaftler aus Feldstudien,
dass 6% bis 12% der Pferde dort PSSM Einzelgenträger sein könnten.
An der US Universität von Minnesota, dem Patenträger, wird seit
Februar 2008 ein Gentest für PSSM angeboten, der die Genträger
mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 90 Prozent aufdeckt.
PSSM hat einen dominanten Erbgang beim Pferd, dies bedeutet, dass
nicht nur die PSSM Einzelgenträger bereits von der Krankheit betroffen
sein können, sondern der Gendefekt selbst mit einer Wahrscheinlichkeit
von 50% in der nachfolgenden Fohlengeneration auftreten wird.
Der Gendefekt
EMH erschwert PSSM im Westernpferd
Es gibt zusätzliche
aktuelle Anzeichen dafür, dass bei Pferden, die PSSM und den Erbdefekt
EMH (Equine Maligne Hyperthermie) gleichzeitig tragen, Muskelerkrankungen
deutlich schwerer auftreten. Dies konnte bisher für wenige US
Quarter Horse und ihre Kreuzungen an der US Universität von Minnesota
nachgewiesen werden. EMH ist durch eine stark erhöhte Kalzium
Stoffwechselreaktion bei besonderer Belastung gekennzeichnet.
Die akute Muskelerkrankung wird nur durch sogenannte Trigger,
zum Beispiel durch Narkosemittel (Halothan und andere) ausgelöst
und ist dann lebensbedrohlich. EMH folgt wie PSSM einem dominantem
Erbgang beim Pferd. Für EMH, eine heute eher sehr seltene Erkrankung,
die sich bei vielen Tierarten und auch beim Menschen findet, steht
ein Gentest für die Praxis zur Verfügung. Für das Westernpferd
empfehlen die Wissenschaftler an der US Universität von Minnesota
daher mit dem PSSM Gentest auch einen EMH Gentest durchzuführen
um zugleich auch alle Doppelgenträger für die beiden Erkrankungen
aufzudecken .
Keine Heilung
möglich
Für RER, PSSM
und auch EMH gibt es keine Heilung. Die RER und PSSM Genträger
sind für Reitzwecke zudem nur noch ganz bedingt einsetzbar. Betroffenen
Pferdehaltern kann bisher nur empfohlen werden, über geeignete
Haltungsmaßnahmen Anzahl und Ausmaß wiederkehrender Krankheitsschübe
zu reduzieren. Bei RER sind äußere Stressfaktoren auszuschließen
und konsequente Trainingsprogramme aufzustellen. PSSM Pferde benötigen
lebenslang eine speziell angepasste Futterdiät. Mit den Gentests
für PSSM und auch für EMH, die an wenigen Haarwurzel erfolgen,
wird es zudem nicht nur möglich Genträger unter den Zuchtpferde
schon vor ihrem Einsatz aufzudecken, sondern die Krankheit selbst
vor ihrem möglichen Ausbruch zu erkennen. Dies erscheint vor allem
beim Westernpferd für PSSM von besonderer praktischer Bedeutung
zu sein. Anzahl und Ausmaß der Krankheitsschübe könnten dann durch
vorbeugende Haltungsmaßnahmen zumindest reduziert werden. Auf
dem PSSM Gentest liegt ein Patent, er wird zur Zeit nur an der
US Universität von Minnesota angeboten. Aktuelle Informationen
zu den Muskelerkrankungen und zu den bereits angebotenen Gentests
finden sich für Züchter und Halter auf der homepage der US Universität
von Minnesota (www.vdl.umn.edu).
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