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Für das Pferd sind die Sinnesorgane wichtige Informationsquellen. Schon
der Ausfall eines einzigen Organs – der Augen oder Ohren – schränkt die
Lebensqualität auf eine enorme Weise ein. Wildlebende Tiere haben keinerlei
Überlebenschance, wenn sie nicht hören oder sehen können. Die
Wahrnehmung über die Sinnesorgane ist für ein Pferd lebenswichtig, deshalb
ist auch die Einfl ussnahme über die Sinnesorgane sehr groß.
Die Aufnahme von Gerüchen, Geräuschen
und Gegenständen über das Ohr, die
Nase und die Augen, aber auch Berührungen
über die Haut sind wichtige Einrichtungen,
die ein Pferd in freier Wildbahn vor Gefahren
schützen. Als Fluchttier müssen die Sinnesorgane
des Pferdes sehr fein ausgebildet sein. Die
Wahrnehmungsfähigkeit des Pferdes über seine
Sinnesorgane ist deshalb nicht zu unterschätzen,
was angesichts dessen, dass die Sinnesorgane
des Menschen bereits mehr oder weniger
verkümmert sind, leicht vergessen wird.
Therapeutisch kann auf das Pferd aufgrund seiner
feinen Sinne sehr gut eingewirkt werden.
Wahrscheinlich reagiert es sogar effektiver auf
den gezielten Einsatz von Licht, Geräuschen
oder auch Gerüchen als der Mensch. Therapeutische
Maßnahmen, die die Sinne stimulieren,
werden in erster Linie in Verbindung mit anderen
alternativen Heilverfahren angewendet. Es
gibt noch nicht allzu viele auf wissenschaftlicher
Basis fundierten Erkenntnisse über den Einfluss
von Farben oder Musik auf das Pferd. Dennoch
weisen viele Faktoren darauf hin, dass diese
Therapieform positive Auswirkungen haben.
Das Auge des Pferdes
Betrachtet man zunächst das Auge des Pferdes,
sind große Unterschiede zum menschlichen
Sehvermögen festzustellen. Die Anordnung der
Augen des Pferdes seitlich am Kopf ermöglichen
dem Tier einen großen Rundumblick. Nur
etwa 10 Grad – direkt hinter dem Pferd – sind
für das Tier uneinsehbar.
Man weiß, dass Pferde Farben sehen können,
allerdings wird vermutet, dass das für das Pferd
sichtbare Farbspektrum nicht den Umfang hat,
den der Mensch sehen kann. Wenn man sich
das für den Menschen sichtbare Farbspektrum
betrachtet, reicht dies ausgehend von der Farbe
Violett über Blau, Grün, Gelb, Orange bis
Rot. Möglicherweise sieht das Pferd dagegen
nur das Spektrum von Blau bis Orange. Die
Farbe Rot können Pferde somit vermutlich gar
nicht sehen, aber dennoch werden Sprungstangen
gerne mit roter Farbe bepinselt, weil man
glaubt, dass sie so vom Pferd besser wahrgenommen
werden.
Das Auge des Pferdes ist ähnlich wie das des
Menschen ausgestattet. Die Retina empfängt
das einfallende Licht und leitet es als elektrische
Impulse an das Gehirn weiter. Sogenannte
Zapfen und Stäbchen sind diejenigen Zellen, die
für das Sehen verantwortlich sind. Die Zapfen
werden hauptsächlich am Tage benötigt und
ordnen die empfangenen Wellen in Farben ein.
Die Stäbchen sind in erster Linie für das Sehen
in der Nacht wichtig, weil damit verschiedene
Lichtintensitäten unterschieden werden können.
Das Pferd besitzt mehr Stäbchen als der
Mensch, deshalb liegt die Vermutung nahe,
dass es nachts besser sehen kann. Viele Reiter
können dies aus eigener Erfahrung bestätigen,
wenn sie schon einmal in der Finsternis mit dem
Pferd unterwegs waren. Obwohl man selbst die
Hand vor Augen nicht sehen kann, findet das
Pferd immer noch den richtigen Weg zum heimatlichen
Stall.
Das Sehvermögen unterscheidet sich nicht nur
im Sichtfeld, im Farbsehen und Tag- und Nachtsehen,
sondern auch in der Schärfe. Dem Pferd
ist es nicht möglich, nahe gelegene Gegenstände
scharf zu sehen. Vermutlich im Umkreis von
einigen Metern sieht das Pferd nur unscharfe
Konturen, ein scharfes Blickfeld hingegen hat
es lediglich auf die Ferne. Das Pferd reagiert auf
plötzliche Helligkeitsveränderungen sehr empfindlich
– empfindlicher als der Mensch.
Die Wirkung von Licht auf den Organismus
Welche Auswirkungen hat nun Licht beziehungsweise
haben Farben auf das Pferd, und
wie können sie therapeutisch eingesetzt werden?
In der Humanmedizin ist der Einsatz von
Licht und Farben durchaus gängig (Beispiel:
Lichttherapie bei Winterdepressionen) und man
kann wiederum nur vermuten, dass Farben auf
das Gemüt des Pferdes eine ähnliche Wirkung
haben wie auf den Menschen. Die Farbe Rot ist
aktivierend, erhöht Puls und Atmung und kann
gar zu Aggressivität führen. Grün wird allgemein
als harmonisierend angesehen, die Farbe
Blau wirkt entspannend und beruhigend. Rot
ist eine wärmende Farbe, im Gegensatz dazu ist
Blau eine kühle Farbe.
Diese Faktoren werden auch in der energetischen
Behandlung des Pferdes einbezogen,
wenn Akupunkturpunkte mit der Farblampe bestrahlt
werden. Ist eine Energiefülle festgestellt
worden, bestrahlt man mit Blau, bei einer Leere
entscheidet man sich für Rot. Die jeweilige Farbe
muss das Pferd nach Ansicht verschiedener
Therapeuten nicht unbedingt sehen, um eine
Wirkung zu erzeugen, denn man geht davon
aus, dass die Farbschwingung auf die Schwingung
der Körperzellen entsprechend einwirkt.
Somit muss die Farbschwingung nicht über
das Auge aufgenommen werden. Einige Therapeuten
empfehlen sogar, bevorzugt blaue
Satteldecken anstatt rote Pads zu verwenden,
weil durch den Druck des Sattels auf den Rücken
des Pferdes sowieso Hitze und Energiefülle
entsteht, welche mit roter Farbe noch verstärkt
werden würde. Beweise für diese Theorie gibt
es jedoch nicht.
Erwiesenermaßen ist das Licht an sich für das
Pferd ein sehr wichtiger Faktor. Das Sonnenlicht
beinhaltet alle Farben des Spektrums und wirkt
sich beispielsweise auf die Fruchtbarkeit von
Pferden aus. Jeder kennt das Phänomen der
„Winterdepression“ in den kalten und grauen
Herbst- und Wintermonaten. Menschen, die
überwiegend bei künstlichem Licht arbeiten
müssen, leiden häufig unter der Winterdepression.
Im künstlichen Licht sind die Farben anders
verteilt als im natürlichen Licht. Es überwiegen
Grün und Blau (kalte Farben), während Rot und
Orange (warme Farben) weniger vorhanden
sind. Man spricht deshalb auch vom „kalten“
Licht.
Sonnenlicht zur Gesunderhaltung
Da Pferde nun sehr empfindsame Lebewesen
sind, kann man sich vorstellen, dass auch sie mit
Problemen zu kämpfen haben, wenn ihnen das
natürliche Sonnenlicht entzogen wird. Die übliche
Stallhaltung verwehrt vielen Pferden den
ganzen Tag über das natürliche Licht, und wenn
die Tiere dann auch noch in der Halle geritten
werden, erhalten sie nicht einmal während ihrer
„Ausgangszeit“ natürliches Licht.
Wenn das Pferd nun in einem Boxenstall untergebracht
ist, hat es weder genügend Licht, noch
kann es seine Umgebung scharf sehen, weil die
nahen Boxenwände scharfes Sehen verhindern,
das ja dem Pferd nur in der Ferne möglich ist.
Das Tier muss sich „halbblind“ fühlen – kein
Wunder, dass sich Schwermut, Trübsinn und
Niedergeschlagenheit einstellen, die schließlich
alle möglichen Krankheiten heraufbeschwören!
Für die Gesundheit des Pferdes ist es deshalb
äußerst wichtig, ihm genügend natürliches Licht
zu gönnen. Dieses Problem kann schon mit Außenboxen
oftmals ausreichend gelöst werden.
Besser ist aber die Möglichkeit der Sonnenbestrahlung
auf den ganzen Körper, also Weideund
Koppelgang.
Beobachtungen haben auch gezeigt, dass sich
Pferde, die viel an der frischen Luft gehalten
werden, schneller von Krankheiten und Verletzungen
erholen. Das im Sonnenlicht enthaltene
UV-Licht hat einen positiven Einfluss auf den
Organismus. Es ist deshalb durchaus eine Alternative,
den Pferden – in erster Linie im Winterhalbjahr
– eine Dosis Licht und Wärme mit Hilfe
eines Solariums zu gönnen. Untersuchungen
haben ergeben, dass bei Pferden, die täglich
in einen etwa 15minütigen Genuss des Solariums
kamen, das sowohl UV- als auch Infrarot-
Licht erzeugt, eine stete Erhöhung der roten
Blutkörperchen und des Hämoglobinspiegels
festgestellt wurde.
Das bei Erkrankungen häufig
verschobene Verhältnis von Leukozyten und
Lymphozyten hat sich dabei schneller wieder
der normalen Relation angenähert. Den Aufenthalt
unter dem Solarium genießen die Tiere außerdem
fast immer. Fast alle Pferde entspannen
sich bei der Bestrahlung zusehends. Mittlerweile
weiß man, dass Licht die Selbstheilungskräfte
des Körpers aktiviert, Regenerationsprozesse
beschleunigt, die Leistungsfähigkeit fördert, die
Fruchtbarkeit positiv beeinflusst, das Immunsystem
stärkt und ausgleichend auf die Psyche
einwirkt.
Dem Einfluss von Licht und Farben wird in
der Pferdewelt noch nicht viel Beachtung geschenkt,
dennoch hat man die Notwendigkeit
von natürlichem Licht für das Pferd mittlerweile
erkannt. Diese geht mit einer allgemein
artgerechten Haltung einher, welche der Gesundheit nur förderlich sein
kann. Therapeutisch wird mit der Farblampe gearbeitet, die jedoch in der
Regel in Verbindung mit anderen therapeutischen Maßnahmen, nicht
aber als alleinige Therapie eingesetzt wird.
Die Lieblingsfarbe der Pferde
Obwohl das Sehvermögen noch nicht eindeutig geklärt ist, scheinen Pferde
für die eine oder andere Farbe auch eine Vorliebe oder eine Abneigung
zu haben. Um zu klären, ob Pferde auf ein bestimmtes Farblicht überhaupt,
und wenn ja, wie, reagieren, machte man folgendes Experiment:
Unter je einer roten, gelben, blauen und grünen Farblampe platzierte man
einen Haufen Heu. Nun ließ man den Pferden die Entscheidung, von welchem
Heuhaufen sie fressen wollten. Zuerst wurde das Heu unter der grünen
Lampe gefressen. Anschließend widmeten die Tiere sich dem Heu unter
der blauen und gelben Lampe. Erst zum Schluss näherten sie sich dem
Heuhaufen unter der roten Lampe. Die Pferde weilten jedoch nicht unter
der Rotlichtlampe, sondern haben das Heu vom Rotlichtbereich weggezogen
und dann erst gefressen. Damit stand fest, dass Pferde durchaus Farben
voneinander unterscheiden können. Man weiß allerdings nicht, wie
Pferde diese Farben sehen. Unter dem roten Licht fühlten sich die Pferde
außerdem anscheinend nicht wohl. Pferde, die vor Energie strotzen,
werden auch unter dem Solarium unruhig und können nicht entspannen.
Andererseits saugen alte und energieleere Pferde das Rotlicht regelrecht
auf und genießen die wärmenden Strahlen.
Fest steht, dass natürliches Licht jeder Kunstlichtquelle überlegen ist. In
der Zucht hat der Einsatz von Kunstlicht, aber längst Einzug gehalten, um
die Fruchtbarkeit von Stuten zu erhöhen. Die Stuten werden dabei früher
rossig und nehmen sicherer auf. Eine Unterstützung ist die Lichttherapie
für die Gesunderhaltung der Pferde in jedem Fall.
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