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Handpferdereiten – Teil 1
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Was man heute bestenfalls in Vorführungen von Gestüten oder anderen Pferdeveranstaltungen zu sehen bekommt, gehörte bei vielen Reitervölkern früherer Jahre zum Alltag im Umgang und Reiten mit Pferden. Das Mitführen eines Handpferdes wurde fast gänzlich von der Reiterszene verdrängt, lediglich einige wenige Enthusiasten haben das Handpferdereiten nicht vergessen und pfl egen es nach wie vor.

 

Vor allem schätzt auch heute noch der Wanderreiter ein Packpferd, das am Führstrick nebenher läuft und dem Reitpferd dabei auf seinem langen Weg einen Teil seiner Last abnimmt. Auch die Islandpferdereiter pflegen das Handpferdereiten noch sehr engagiert. Für die Bauern in Island ist es sogar eine Selbstverständlichkeit, auch mehrere Pferde mitzunehmen, wenn sie sie beispielsweise von einer Weide zur anderen bringen wollen. Für viele Nomadenvölker, die auf Pferden durch die Lande zogen, war das Handpferdereiten ebenfalls ein fester Bestandteil ihrer Reiterei. Doch wenn man in der Geschichte zurückblickt, ist es nicht einmal notwendig, über die Grenzen zu sehen, denn auch die Urahnen unserer Bauern, die die Pferde zum Ackern vor den Pflug spannten, pflegten das Handpferdereiten, wenn sie die Tiere auf eine Weide oder zum Rossmarkt brachten.

Dass die Kunst des Handpferdereitens fast in Vergessenheit geraten ist, lässt sich eigentlich nur auf die Entwicklung des Reitsports zurückführen, die mit der turniermäßigen Sportreiterei kaum mehr einen Platz für eine derartige Beschäftigung mit Pferden frei lässt. Dabei kann das Handpferdereiten dem Pferdehalter gerade heute viele wertvolle Vorteile beim Training und Ausbilden von Pferden bieten. Handpferdereiten bietet sich zudem für jedes Pferd an, ob Fohlen oder Pferdegreis, ob Shetlandpony oder Friese. Kein Pferd muss deshalb im Stall bleiben, nur weil kein geeigneter Reiter vorhanden ist oder weil es aus anderen Gründen nicht reitbar ist.

Geeignet für jung und alt

Schon das Fohlen kann an der Seite seiner Mutter die Welt „draußen“ kennenlernen. Bereits wenige Wochen nach der Geburt, wenn die Mutterstute wieder leicht geritten werden kann, ist es für das Fohlen ein besonderes Erlebnis, an der Seite seiner Mutter ins Gelände gehen zu dürfen. Oftmals kann das Fohlen auch frei mitlaufen, doch in verkehrsreicheren Gegenden ist dies natürlich nicht ratsam. Wenn das Fohlen am Wegesrand etwas Interessantes zum Knabbern entdeckt hat, bleibt ein Fohlen erfahrungsgemäß ohne Weiteres auch mal einige hundert Meter zurück, bevor es - nicht selten in flottem Galopp - der Mutter nachjagt. Darum dürfen keine Straßen und Gefahrenstellen in Sichtweite vorhanden sein, damit jegliche Gefahr für das Fohlen ausgeschlossen werden kann. Sobald ein Fohlen ins Gelände mitgenommen werden soll, sollte es darum bereits halfterführig sein, damit es an Gefahrenstellen (an Straßen, Eisenbahnlinien usw.) am Strick neben der Mutter mitgeführt werden kann.

Das Handpferdereiten ist zudem ein gutes Training für ein- und zweijährige Pferde. Zum einen werden die Muskeln bereits aufgebaut und das Kreislaufsystem trainiert, zum anderen lernen die jungen Pferde schon viele Dinge kennen, die Pferd und Reiter im Gelände begegnen können. Sobald das junge Pferd unter den Sattel genommen wird, ist es im Gelände schon sehr viel sicherer und muss sich neben dem anfangs noch ungewohnten Reitergewicht nicht auch noch mit unbekannten Situationen im Gelände auseinandersetzen. Wenn ein junges Pferd schon als Handpferd alle möglichen Gefahren kennen gelernt hat, kann es sehr viel stressfreier an seine zukünftige Aufgabe als Reitpferd herangeführt werden.

Da ein Pferd als mitlaufendes Handpferd keinen so großen Belastungen ausgesetzt ist wie ein Pferd, das zusätzlich den Reiter tragen muss, eignet sich das Handpferdereiten ebenso für alte Pferde, die nicht mehr geritten werden. Pferde, die als Reitpferde aus Altersgründen ausscheiden, fristen oft ein nahezu unwürdiges Dasein in einer Box oder in einem kleinen Auslauf. Auch wenn sie möglicherweise nicht mehr so gut auf den Beinen und als Reittiere nicht mehr einsatzfähig sind, tut ihnen ein Spaziergang im Schritt meist sehr gut. Wenn man nun neben dem Pferd nicht gerne herläuft, bietet sich das Handpferdereiten geradezu an. Dann allerdings sollte man sich selbstverständlich auf die Gangart Schritt beschränken. Auch alte Pferde wollen nicht vergessen werden, und sie freuen sich über jede Abwechslung.

Bei Zeitmangel

In unserer hektischen Welt finden viele Reiter nicht mehr regelmäßig Zeit, ihr Pferd zu bewegen. Halter von zwei oder mehr Pferden können in der Regel auch nur ein Pferd genügend bewegen und trainieren. Doch ein Beistellpferd, das möglicherweise nur angeschafft worden ist, um dem eigentlichen Reitpferd Gesellschaft zu leisten, kann sehr gut auch an der Hand mitgeführt werden. Zwei Pferde können dann „auf einen Streich“ bewegt werden, wenn die Zeit nicht reicht, um beide Pferde nacheinander zu reiten. Es bietet sich auch in Haltergemeinschaften an, ein anderes Pferd an der Hand mitzuführen, wenn beispielsweise dessen Besitzer in Urlaub oder krank ist und darum verhindert ist, sein Pferd selbst zu bewegen.

Besonders empfehlenswert ist es auch, rückenkranke Pferde an der Hand mitzuführen, wenn sie nicht geritten werden können. Dadurch kann in der Zeit, in der sie als Reitpferde ausfallen, die Kondition erhalten werden. Ob es nun ein Satteldruck ist, der ausheilen muss oder ob es sich um ein Pferd mit Sommerekzem handelt - dem Einsatz als Handpferd steht dabei nichts im Wege. Für Pferde, die gerade eine Verletzung hinter sich haben und langsam wieder antrainiert werden sollen, bietet sich das Handpferdereiten ebenso an. Die Sehnen und Bänder werden beim freien Mitlaufen weniger beansprucht, als unter dem Reiter oder beim Longieren.

Durch das Laufen auf dem Kreisbogen wird der Bewegungsapparat beim Longieren relativ stark belastet. Beim Handpferdereiten läuft das Beipferd völlig ungezwungen nebenher, kann aber gut unter Kontrolle gehalten werden, wenn es zu übermütig werden sollte. Lässt man das Pferd auf der Weide laufen, hat man auf dessen Bewegungen keinen Einfluss. Gerade nach Beinverletzungen wie Verrenkungen, Verstauchungen oder Bänderüberdehnungen ist der kontrollierte Aufbau der Muskeln wichtig, damit das Pferd keinen Rückschlag erleidet.

Ein zweites Pferd ist auf einem Wanderritt außerdem eine große Unterstützung für das Reitpferd, da das gesamte Gewicht, das ein Pferd transportieren müsste auf zwei Pferde aufgeteilt werden kann. Dabei kann der Reiter auch sein Reitpferd unterwegs wechseln, damit ist ein Wanderritt für die Pferde auch nicht so anstrengend. Meistens hat das Zusatzgepäck nicht das Gewicht eines Reiters, so dass sich ein Pferdewechsel anbietet, weil das Packpferd in der Regel weniger zu tragen hat.

Reiterangst verschwindet

Sogar für die Reiterausbildung ist das Handpferdereiten nützlich. Der unsichere Reiter fühlt sich viel sicherer, wenn ihn ein erfahrener Mitreiter „an die Leine“ nimmt. Die Grundangst eines jeden Reitanfängers ist immer, dass ihm sein Pferd davonlaufen könnte. Darum halten sich auch viele Reiter am Zügel fest, anstatt ihn zum Lenken zu benutzen. Auf einem braven und sicheren Schulpferd kann so auch der Reitanfänger einen herrlichen Ausritt erleben, wenn das Pferd vom Mitreiter geführt wird. Die Zügel behält allerdings der Reiter auf dem Beipferd selbst in der Hand, denn hier soll der Führstrick nur eine zusätzliche Sicherheit darstellen. Auch Kinder kann man so an das sichere Reiten im Gelände heranführen. Dabei kann es durchaus auf einem Shetlandpony beritten sein, während der erwachsene Begleiter ein Großpferd reitet. Es sollte dann allerdings darauf geachtet werden, dass die Gangarten so angepasst werden, dass das Kind auf dem „Shetty“ nicht ständig im „Zackeltrab“ nachgezogen wird, weil das Großpferd einfach einen raumgreifenderen Schritt hat. Hier sollte man sich immer nach dem schwächeren Reiter (in diesem Falle das Kind auf dem Shetlandpony) richten, der die Gangart und Geschwindigkeit vorgibt. Ein guter Reiter kann sein Pferd jeder Geschwindigkeit anpassen.

Beim Handpferdereiten mit sehr unterschiedlich großen Pferden muss man bedenken, dass das kleinere Pferd aufgrund der meist höheren Gangart beziehungsweise schnelleren Schritte mehr leisten muss als das größere Pferd. In der Regel wählt man darum auch das größere Pferd als Reitpferd. Trotzdem hat der Reiter nun auch für das mitlaufende Pferd Verantwortung, das genauso wenig überfordert werden darf wie das Reitpferd. Man kann jederzeit vom Großpferd aus auch ein Shetlandpony mitführen, das aber wahrscheinlich dann die ganze Zeit über gezwungen ist, mitzutraben, während das Großpferd im Schritt geht. Dabei ist das Galoppieren in den meisten Fällen gestrichen, weil das kleine Pony hier nicht mehr mithalten kann. Wenn man also mit zwei Pferden unterwegs ist, muss man auf die Belange von beiden Tieren eingehen können, damit kein Pferd überfordert ist. Bei gut ausgebildeten und annähernd gleichgroßen Pferden ist auch das Galoppieren nebeneinander kein Problem.

Genauso gut muss man beim Handpferdereiten die Rangfolge der Pferde kennen, und es muss sichergestellt sein, dass die Pferde nicht gerade während des Ritts auf die Idee kommen, ihre Rangstreitigkeiten auszufechten. In den meisten Fällen gibt es beim Handpferdereiten keine Probleme, da Pferde als Herdentiere sogar sehr gerne neben einem Artgenossen mitlaufen. Sie fühlen sich in der Rolle des Handpferdes in der Regel recht wohl. Dennoch muss der Reiter einige Regeln beachten, will er ein Pferd als Handpferd mitnehmen. Sowohl das Reit- als auch das Handpferd müssen eine fundierte Ausbildung erhalten. Insbesondere sollte das Reitpferd einhändig zu reiten sein, damit der Reiter die zweite Hand zum Dirigieren des Handpferds zur Verfügung hat. Die Verantwortung und das reiterliche Vermögen des Reiters sind außerdem wichtige Kriterien, um sicher mit Handpferd reiten zu können.


Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)


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