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Müsli-Mischungen werden von allen Futtermittelherstellern
in großer Auswahl angeboten.
Der Begriff Müsli ist kein wirkliches Qualitätsmerkmal,
sondern bedeutet zunächst einfach,
dass die Futtermittel eine bestimmte Konsistenz
aufweisen. Sie werden also aus verschiedenen
Getreidesorten und anderen Futtermitteln zusammengemischt,
wobei die einzelnen Futterbestandteile
nicht wie bei der Pelletherstellung
zerkleinert und zusammengepresst werden,
sondern sichtbar erhalten bleiben. Wenigstens
zum Teil stimmt das, denn viele Müslifutter enthalten
dann doch wieder Bestandteile wie z.B.
Luzernegrünmehl-Pellets, Grüncobs oder Getreidefl
ocken; also Futtermittel, die erhitzt und
gepresst wurden.
Auch wenn Müslifutter also anders aussieht
als die gleichförmigen Pellets – vielleicht für
uns Menschen appetitlicher – haben sie leider
auch mehr Nachteile als diese. Durch die höhere
Feuchtigkeit verderben die Futtermittel
viel schneller als Pellets. Sie müssen deshalb
möglichst frisch verfüttert werden, die meisten
Hersteller empfehlen einen Verbrauch innerhalb
von 6-10 Wochen. Besonders im Sommer bildet
sich in Plastiksäcken und –tonnen Schwitzwasser
und in Folge sehr schnell Schimmel im
Futter, der, auch wenn er noch nicht sichtbar
ist, der Pferdegesundheit nicht zuträglich ist.
Wichtig ist also eine trockene und gut belüftete
Lagerung, die aber keine Mäuse an das Futter
kommen lässt. Ein Futterwagen oder eine Tonne
mit Luftlöchern im Deckel ist also ideal.
Der berühmte Sack vor der Box ist die Schlechteste
aller Möglichkeiten und zieht Nager
magisch an. Der Nagerkot enthält viele Krankheitserreger
und verdirbt das Futter. Die kurze
Haltbarkeit lässt es leider in kleineren Betrieben
nicht zu, größere und damit meist preiswerte
Mengen einzukaufen und zu lagern.
Aber nicht alle Müslifutter sind feucht, manche
sind auf die Werte von Pellets oder Getreide
herunter getrocknet, also auf ca. 86 % Trockensubstanz
– solche Mischungen sind länger haltbar
und besser zu lagern.
Ein weiteres Problem kann die Entmischung des
Futters sein. Das bedeutet, dass sich im Sack
sich die einzelnen Futtermittel wieder trennen
und die obere Schicht daher eine andere
Zusammensetzung enthält als der Boden des
Futtersackes. Dadurch können die einzelnen
Rationen stark voreinander abweichen, was bei
einer Zufütterung von geringen Tagesrationen
sicher kein Drama ist, aber doch erwähnt werden
sollte.
Für die angemessene Fütterung ist allerdings
auch beim Müsli (wie bei allen anderen Futtermitteln)
entscheidend, welche Nährstoffe sie
enthalten. Eine Untersuchung des Vereins Futtermitteltest
(VFT), der in Frankfurt Ende 2009
durchgeführt wurde, zeigt, dass die 20 getesteten
Müslifutter zum Teil erhebliche Abweichungen
in den Inhaltsstoffen im Vergleich zu den
Deklarationen der Hersteller enthielten. (Quelle:
Landwirtschaftliches Wochenblatt 1/2009)
Nach dieser Studie enthalten die meisten Müslifutter,
auch diejenigen ohne Haferanteil, relativ
viel Rohprotein (8,6 – 14 %), z.T. sogar erheblich
mehr als Hafer (8,5 %) – damit sind sie keine eiweißarmen
Futtermittel. Bei einem Eiweißgehalt
von 14 % sollte man schon ein Hochleistungspferd
zu füttern haben, nur laktierende Stuten
oder Distanzpferde brauchen soviel Eiweiss, Ponytypen
vertragen eine solche Fütterung nicht.
Auch der Energiegehalt von 10,7 – 12,8 MJ/DE
entspricht dem von Hafer (11 MJ/DE) und den
unterschiedlichen Pelletfutter-Mischungen. Damit
sind viele Müslifutter keine energiearmen
„Diät“-Futtermittel, wie es oft in der Werbung
dargestellt wird.
Bei anderen Inhaltsstoffen kam es z.T. zu erblichen
Abweichungen. Viele Müsli-Futtermischungen
enthielten im Test erheblich weniger
Calcium, als auf der Deklaration angegeben,
was besonders für Jungpferde und Zuchtstuten
problematisch sein kann.
Wirklich Spitze sind Müslifutter vor Allem im
Preis. Die Hersteller haben sich aber auf ihre
Kunden eingestellt, die heute überwiegend
weiblich sind – Futtersäcke werden aus diesem
Grund gerne mit einem Gewicht von 15-25 kg
abgefüllt. Die lassen sich auch von einer Dame
leichter tragen und der Preis pro Sack hört sich
günstiger an. Meine Recherchen ergaben für
Müslifutter der unterschiedlichen Hersteller
Preise von 68,- bis 135,- Euro/ 100 kg, wobei
die meisten Futter zwischen 95,- und 120,-
Euro/ 100 kg lagen. Damit sind Müslifutter fast
doppelt so teuer wie Futterpellets, aber von den
enthaltenen Nährstoffen in etwa vergleichbar!
Wenn man von einer Tagesration von 2 kg für
ein Freizeitpferd ausgeht (die meisten Hersteller
empfehlen 2-4 kg für ein Freizeitpferd von 500
kg Körpergewicht), so kostet allein das Kraftfutter
Müsli schnell 42,- Euro bis 81,- Euro pro
Pferd und Monat.
Die Fütterung richtet sich immer nach dem Bedarf.
Mann kommt nicht umhin, eine Futtermittelberechnung
zu machen und auszurechnen,
wieviel genau das jeweilige Pferd am Tag bekommen
sollte. Es gibt heute gute PC-Programme,
mit deren Hilfe man diese Berechnungen
anstellen kann.
Quelle:
Petra Roth Leckebusch für westernreiter (EWU)
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