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Serie mit Ute Holm
Westernreiten - Ranchpferde ausbilden und trainieren, Teil 16
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Ute Holm ist mehrfache Deutsche und Europäische Meisterin in verschiedenen Westerndisziplinen. Sie ist NCHA- und NRCHA-Richterin, Trägerin des Goldenen Reitabzeichens der EWU und EWU-Trainerin mit A-Trainer-Lizenz.

Ute Holm ist
wittelsbuerger.com-Expertin,
mehr dazu hier.

Einzelarbeit am Rind

Bevor es zu der nächsten Ausbildungsstufe geht, muss ich eines nochmals betonen: Die Übungen an der Cutting-Maschine, mit den Pylonen oder auch mit anderen Reiter-Pferd-Kombis, selbst die ersten Begegnungen mit einem Rind oder zwei, drei Rindern in der Halle – das alles ist Basisarbeit. Das gehört zur Grundausbil- dung eines Rinderpferdes. Es kann dazu dienen, dem Pferd etwas Neues zu bieten, Abwechslung in das Training hineinzubringen und das Pferd alltagstauglicher zu machen. Es kann aber auch dazu dienen, das Pferd für seine spätere Aufgabe als Cutting-Pferd, als Cowhorse, in der Ranchhorse Versatility oder als Team-Penning- Pferd auszubilden.

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Die Aufgabe heißt „Trailern“

Das ängstliche und unerfahrene Pferd folgt in einem Abstand von etwa einem Meter dem Rind, anfangs ist der Abstand wahr- scheinlich größer, da der Reiter sein Pferd noch nicht so gut steuern kann. Auch ein erfahrenes Pferd sollte diesen Mindestabstand ebenfalls nicht unterschreiten. Man kann – wenn die Situation es erlaubt – ein neugieriges Pferd mal an einem Rind schnuppern lassen, damit es die neuen Erfahrun- gen mit allen Sinnen und damit besser verarbeiten kann. Sollte ein neugieri- ges Pferd allerdings die Ohren zurück- legen und das Maul aufmachen, um „da“ mal zu zwicken, muss der Reiter entsprechend reagieren und den gefor- derten Abstand wieder herstellen. Die- se Reaktion ist als Übersprungshand- lung zu bewerten, weil unser Pferd zu unerfahren ist und mit diesem un- bekannten Wesen nichts anzufangen weiß. Dabei spielt der Charakter eines Pferdes eine bestimmte Rolle: So wie es in einer Pferdeherde einzelne Tiere gibt, die näher zusammen stehen, und andere, die gerne etwas Distanz halten, so äußert sich ein selbstbewusstes oder schüchternes Verhalten in der Reaktion auf das Rind. Auf jeden Fall muss ein Pferd lernen, auf den Reiter zu hören und gleichzeitig dem Rind zu folgen, egal, wo das Rind hinläuft. Daher auch der Name dieser Übung: So wie ein Anhänger zwangsläufig dem Auto folgt, so folgen Pferd und Reiter dem Rind. Diese Aufgabe ist wie ein Spiel und doch eine Lektion. Nehmen Sie sich die Zeit, denn es kann durchaus eine Weile dauern, bis Sie den Meter Abstand gleichmäßig halten können. Irgendwann findet das Pferd Gefallen daran und entwickelt einen gewissen Verfolgungsdrang, bei dem einen oder anderen Pferd wird so der Cowsense geweckt. Bis zu diesem Punkt lässt sich jedoch vieles aus einem natürlichen Spieltrieb heraus erklären, so dass jedes Pferd diese Übung problemlos mitmachen kann. Trailern ist eine schöne Übung, die man immer wieder mal ins Training mit einbauen kann. Sogar für erfahrene Pferde ist „trailern“ eine wertvolle Ergänzung, um Span- nung abzubauen und so wieder locker an der Kuh zu werden.

Ohne Stress trainieren – auch mit zwei Rindern

Beim zweiten oder dritten Mal würde ich dann zwei Rinder mit in die Arena nehmen. Ein einzelnes Rind wird doch sehr schnell müde und bleibt unter Umständen einfach stehen. Dann provoziere ich eine Situation, in der sich dieses Rind dem Pferd „stellt“, das heißt, es wird sich umdrehen und auf das Pferd zugehen. Das wäre für das Pferd eine Enttäuschung und für uns kontraproduktiv, weil ein selbst- bewusstes Rind vom unerfahrenen Pferd als gefährlich eingestuft wird. Diese Situation gilt es zu vermeiden. Bei zwei Rindern kann der Reiter abwechseln. Mal geht er hinter dem einen, mal hinter dem anderen Rind hinterher. Auf diese Art und Weise lernt unser Pferd, sich auf das Rind zu konzentrieren, welches es gerade „verfolgt“ – ein wichtiger Nebeneffekt. Ältere Turnierpferde, die ungeduldig gegen ein Rind drücken, korrigiere ich mit folgender Übung: In dem Moment, in dem der Abstand unter einen Meter geht, nehme ich das Pferd in eine Volte. Verhält sich das Pferd widersetzlich, nimmt es die Hilfen nicht an, reite ich so lange Volten, bis ich die Hilfengebung reduzieren kann, die Anspannung weg ist und das Pferd willig den Reiterhilfen folgt. Darauf- hin gehe ich wieder Richtung Rind. Diese Korrektur wiederhole ich so oft, bis ich einen akzeptablen Abstand zu den Rindern halten kann. Sollte es sich dabei um ein Reining-Pferd handeln, muss der Reiter natürlich aufpassen, dass aus dieser Volte kein Spin wird. Unser Ziel ist eine ruhig gerittene Kreislinie, denn dann weiß ich, dass mein Pferd sich entspannt hat. Auch hier muss ich bei dem einen oder anderen Pferd von vornherein ausreichend Zeit einplanen, weil ich unter Umständen lange damit beschäf- tigt bin, Volten zu reiten. Es ergibt nun mal keinen Sinn, mit einem Pferd an ein Rind zu gehen, das nicht willig und leicht an den Hilfen steht. Später bei der Arbeit in einer Rinderherde und mit anderen Reitern und Pferden zusammen wird unserem „cowpony“ relativ viel Freiraum gelassen. Umsowichtiger ist es jetzt, den Grundstein zu legen, das heißt, ich erwarte, dass mein Pferd mir „zuhört“ und leicht auf die Reiterhilfen reagiert. In diesem Zusammenhang muss ich auf die Gesamtheit des Pferdetrai- nings hinweisen, sprich: War das Pferd auf der Koppel? Wurde das Pferd ausreichend abgeritten und warm gemacht? War es vielleicht in der Führanlage? Wie wurde das Pferd auf die Rinder vorbereitet usw. Kommt bei einem unerfahrenen Pferd auch noch eine gewisse Nervosität aufgrund von mangelnder Bewegung dazu, wird es Schwierigkeiten haben, sich im Training zu konzentrieren. Der Reiter hat dafür Sorge zu tragen, dass sein Pferd ausreichend vorbereitet den direkten Kontakt zu einem Rind aufnimmt. Ziel jeder Trainingseinheit ist es, mit einem positiven Ergebnis abzuschließen – dazu zähle ich be- sonders die kleinen Erfolgserlebnisse! Darum auch hier vorausschauend agieren und Stress vermeiden – bei allen Beteiligten. Für Reiter und Ausbilder besteht beim Trailern zusätzlich die Möglichkeit, Sitz und Hilfengebung zu korrigieren. Später bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kaum noch die Zeit: Dem Reiter wird in dieser Trainingsphase vielleicht zum ersten Mal bewusst, wie sehr das Rind die Geschwindigkeit vorgibt und dass er seinen Blick ständig auf das Rind zu richten hat!

Beim Trailern mit zwei Rindern lernt das Pferd, sich auf ein vom Reiter festgelegtes Rind zu konzentrieren. Dies ist für die spätere Arbeit bei Team Penning, Cutting und Working Cowhorse von großem Nutzen.




Westernreiten: Ranchpferde ausbilden und trainieren
176 Seiten, 265 x 230 mm, 11 sw-Abbildungen, 238 Farbabbildungen, 15 Strichzeichnungen
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Teil 1: Ranchhorse-Trail