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Der Notstand an wirksamen Antibiotika ist bereits jetzt abzusehen: Immer mehr Stoffe verlieren ihre Wirkung, weil zunehmend Bakterienstämme resistent werden. Um die Menschheit vor Zuständen wie vor der Entdeckung des Penicillins zu bewahren, sucht die Forschung derzeit allerorten nach neuen Wirkstoffen. Wissenschaftler der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Zürich haben dazu im Pferdemist gestochert - und sind fündig geworden.
Ein Pilz mit dem kuriosen Namen "Struppiger Mist-Tintling" produziert den antibiotisch wirksamen Stoff Copsin - ein Protein, das sich an die Zellwände einiger Bakterien heftet und sie absterben lässt. Herkömmliche Antibiotika gehören einer anderen Stoffklasse an; sie sind zwar auch organische Substanzen, aber keine Proteine. Eine weitere Besonderheit des Copsin ist dessen Stabilität gegenüber abbauenden Enzymen und auch gegen hohe Temperaturen.
Neben der Medizin, sei auch eine Anwendung im Lebensmittelbereich denkbar, denn Copsin vermag Listerien abzutöten, die schwere Lebensmittelvergiftungen verursachen können.
Doch neben dem praktischen Nutzen sei eine ganz andere Fragestellung hochinteressant, so die Wissenschaftler: Wie kommt es, dass Pilze es schaffen, antibiotische Stoffe so einzusetzen, dass keine Resistenzen entstehen? Offenbar hätten die Pilze eine Art "Gebrauchsanleitung", wie sie diese Stoffe einsetzen müssen, ohne dass resistente Bakterien selektiert werden. Wie genau das funktioniert, ist eine spannende Frage für die Grundlagenforschung. Vielleicht werden eines Tages Mechanismen gefunden, wie auch Menschen schlauer mit Antibiotika umgehen können. Nach 70 Jahren Einsatz von ehemals hochwirksamen Antibiotika sind heute viele davon unbrauchbar. Aber es ist nie zu spät, auch von Pilzen zu lernen.
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z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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