Welchen
Einfluss das Geschlecht der Reitenden auf ihre Pferde hat, untersuchten
WissenschafterInnen der Vetmeduni Vienna. Sie analysierten dazu
Stressparameter bei Pferden sowie bei Reiterinnen und Reitern
während eines Springparcours. Das Ergebnis: Der Kortisolspiegel
der Pferde stieg zwar während des Reitens an, jedoch unabhängig
davon, ob die Pferde von einer Frau oder einem Mann geritten wurden.
Zwischen den untersuchten Reiterinnen und Reitern ließ sich
kein Unterschied feststellen. Die Ergebnisse wurden im Journal
of Comparative Exercise Physiology veröffentlicht.
Pferdesport und Reiten waren lange Zeit Männern
vorbehalten. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieses Bild jedoch
drastisch verändert. Der Reitsport ist eine Frauendomäne
geworden. Etwa 80 Prozent Reiterinnen stehen nur noch etwa 20
Prozent Reiter gegenüber. Da der Reitsport einer der wenigen
Sportarten ist, in der Frauen und Männer gegeneinander antreten,
ist es wichtig herauszufinden, ob das Geschlecht einen Einfluss
auf die Reitleistung hat“, so Erstautorin Natascha Ille.
Frauen gelten im Umgang
mit Pferden oft als besonders einfühlsam. Ob dieses Image
gerechtfertigt ist, untersuchten Forschende der Vetmeduni Vienna.
Ihre Hypothese: „Frauen und Männer unterscheiden sich
im Reiten und lösen beim Pferd unterschiedliche Reaktionen
aus."
Geschlecht
der ReiterInnen macht keinen Unterschied für Pferde
Teamleiterin Christine
Aurich und Erstautorin Natascha Ille untersuchten am Graf-Lehndorff-Institut
der Vetmeduni Vienna acht Pferde sowie jeweils acht Reiterinnen
und Reiter mit gleichem Trainingsstand. Jedes Pferd wurde sowohl
von einer Frau als auch von einem Mann durch einen standardisierten
Springparcours geritten. Jedes Mal untersuchten die WissenschafterInnen
die Kortisolkonzentration im Speichel und die Herzschlagfrequenz
von Pferd und Reiterin bzw. Reiter. Das Ergebnis: Der Kortisolspiegel
der Pferde stieg während des Reitens zwar an, allerdings
stets in gleicher Weise und unabhängig vom Geschlecht des
Reitenden. Auch bei den Reitenden waren unabhängig vom Geschlecht
die Kortisolspiegel bei allen Tests in etwa gleich.
Die Herzschlagfrequenz
veränderte sich bei den Reitenden mit der Gangart des Pferdes.
Vom Schritt zum Galopp und zum Springen stieg die Frequenz bei
den Frauen wie bei den Männern an. Bei den Pferden stieg
die Herzfrequenz - unabhängig ob eine Reiterin oder ein Reiter
im Sattel saß - während des Schrittreitens an, nahm
aber während Trab und Galopp nicht weiter zu.
Satteldruck
bei Frauen und Männern in etwa gleich
In einem weiteren Experiment
interessierten sich Ille und ihre Kolleginnen für die Druckverteilung
auf dem Rücken des Pferdes. „Je nach Körperhaltung
des Reiters oder der Reiterin kann ein Pferd über den Sattel
einem mehr oder weniger großen Druck ausgesetzt sein“,
erläutert Ille. Mit speziellen Messgeräten, die zwischen
Sattel und Pferd angebracht sind, untersuchten die ExpertInnen
die Druckverhältnisse während des Reitens im Schritt,
Trab und Galopp. Im Trab und besonders im Galopp war der Satteldruck
bei Reiterinnen etwas geringer als bei Reitern. Dies lässt
sich jedoch auf das geringere Körpergewicht der Reiterinnen
zurückführen und nicht auf eine unterschiedliche Körperhaltung
beim Reiten. Insgesamt gab es also auch keine vom Geschlecht abhängigen
wesentlichen Unterschiede in der Einwirkung der Reitenden auf
den Rücken des Pferdes.
„Aus der Sicht
des Pferdes scheint es unerheblich zu sein, ob eine Frau oder
ein Mann im Sattel sitzt. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass
Pferde eine Vorliebe für das eine oder andere Geschlecht
der Reitenden haben. Und wenn Reiter und Reiterinnen in gleichen
Wettbewerben starten, haben beide auch die gleichen Chancen in
der Platzierung ganz nach vorne zu kommen“, so Christine
Aurich.
Der
Artikel „Physiological stress responses and horse rider interactions
in horses ridden by male and female riders” von Natascha Ille,
Christine Aurich, Regina Erber, M. Wulff, Rupert Palme, Jörg
Aurich und Marie von Lewinski wurde im Journal of Comparative Exercise
Physiology veröffentlicht.
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z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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