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Pferde schreien nicht: Ethologische Erkennungsmerkmale von Schmerzen
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Schmerzen sind wie Wohlergehen und Leiden eine subjektive Empfindung und mit wissenschaftlichen Methoden nicht messbar. Unter Schmerzen versteht man alle Einwirkungen, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen. Beim Pferd sind das Vorhandensein und insbesondere das Ausmaß von Schmerzen schwer einzuschätzen; zeigt es diese doch im Vergleich zu anderen Tierarten nur wenig über Verhaltensreaktionen an, wie ein wissenschaftlicher Beitrag aus der Tierärztlichen Umschau dokumentiert. Deshalb kann die Erkennung von Schmerzen nur anhand physiologischer Indikatoren vorgenommen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Wahrnehmung von Schmerz sowohl interspezifisch (Mensch-Pferd), als auch intraspezifisch (Pferd-Pferd) unterschiedlich erfolgt.

Abgesehen von eindeutig sichtbaren, körperlichen Schäden kommuniziert das Pferd mögliche schmerzhafte Prozesse u. a. über Mimik, Gestik und Körperhaltung. Durch die Kombination verschiedener Signalelemente von Kopf (Ohren, Augen, Nüstern, Lippen) und Körper (Hals, Nacken, Beine, Schweif) ist das Pferd zu einer Vielzahl an Gesamtausdrücken in der Lage, die bei einem Schmerzgeschehen jedoch nur in einer bestimmten Relation zueinander Auskunft über das Vorhandensein von Schmerz ermöglichen.

Eindeutige Merkmale für schmerzhafte Gliedmaßen- oder Huferkrankungen sind das Schonen der Extremitäten (Lahmheit), eine ungewöhnliche Körperhaltung, ein unsicherer oder steifer Gang oder ungleichgewichtiges Stützen. Darüber hinaus zeigt das Pferd schmerzspezifische und -unspezifische Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere der Gesichtsausdruck, das sogenannte “Schmerzgesicht”, gibt Hinweise auf das Vorhandensein von Schmerz.

Die Veränderungen im Verhalten sind jedoch meist relativ unspezifisch, so dass differenzialdiagnostisch durchaus auch andere Ursachen in Frage kommen, wie Stressoren im Umfeld, erlerntes Verhalten oder Defizite in der Haltung und in der Fütterung. Um sie als Indikatoren für die Schmerzempfindung nutzen zu können, bedarf es einer langen Beobachtung und/oder eine angemessen Anzahl an Wiederholungen. Man muss das Pferd und sein artspezifisches Verhalten genau kennen, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Dennoch ist die Fehlerquelle hoch, denn das Pferd verfügt nicht über einen spezifischen Schmerzlaut. Die fehlende Lautäußerung von Pferden in Schmerzsituationen birgt die Gefahr, den Schmerz des Tieres entweder nicht ausreichend wahrzunehmen oder ihn unterzubewerten.

Selbst Lern- und Lebenserfahrungen der Tiere beeinflussen die Schmerzschwelle und damit das Reaktionsmuster der Pferde. Akute und chronische Schmerzen führen ebenfalls zu unterschiedlichen Verhaltensweisen. Dabei reicht die Palette vom ängstlichen Meideverhalten bis hin zu erhöhter Aggressivität oder völliger Apathie.



Quelle: Anke Klabunde, aid



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Quelle Ines von Butler-Wemken

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