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(aid) – Üblicherweise sind es in der Pferdezucht die Hengste,
die eine Zuchtlinie begründen. In manchen Fällen sind es aber
auch die Stutenlinien, die bei der Zucht die übergeordnete Rolle
spielen. Expertinnen der Vetmeduni Vienna untersuchten die Trächtigkeiten
verschiedener Stutenfamilien. Sie fanden heraus, dass die Trächtigkeitsdauer
in den verschiedenen Familien unterschiedlich lang ist. Außerdem
gibt es Familien, die vermehrt weibliche Fohlen zur Welt bringen.
Die Ergebnisse wurden im Fachblatt PLOS One veröffentlicht.
Die Abstammung von Sport- und Freizeitpferden ist für viele HalterInnen
wichtig. Pferde mit gutem Stammbaum bringen häufig auch die gewünschten
Merkmale wie beispielsweise Schnelligkeit, gewünschter Körperbau
und Gesundheit mit.
Am Graf-Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, einer gemeinsamen
Forschungseinrichtung der Vetmeduni Vienna und dem Brandenburgischen
Haupt- und Landgestüt in Deutschland untersuchten Juliane Kuhl
und Christine Aurich, wie sehr der mütterliche Stammbaum die Trächtigkeit
und die Merkmale der Fohlen mitbestimmt. Gemeinsam mit der Statistikerin
Kathrin Stock vom landwirtschaftlichen Rechenzentrum VIT in Deutschland
werteten sie die Daten von insgesamt 640 Trächtigkeiten bei 142
Stuten aus.
Mütterliche Abstammung beeinflusst Trächtigkeitsdauer
Die Zuchtstuten ließen sich in verschieden große Mutterfamilien
einteilen. Es zeigte sich, dass die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer,
die bei Pferden zwischen 320 und 360 Tagen liegt, von Familie
zu Familie variiert. Es gibt Mutterlinien, die im Schnitt 10 Tage
länger tragen als andere. Dass Hengstfohlen erfahrungsgemäß länger
ausgetragen werden als Stutfohlen, kommt zu diesem Effekt noch
hinzu.
„Den genauen Geburtszeitpunkt können wir damit jedoch nicht vorhersagen.
Die individuellen Schwankungen zwischen den einzelnen Trächtigkeiten
sind zu groß. Die Informationen aus der Studie können uns jedoch
dabei helfen, den Zeitpunkt besser einzugrenzen“, betont die Erstautorin
Juliane Kuhl.
„Die Tragzeit ist auch für Pferdezuchtbetriebe interessant. Eine
Zuchtstute soll idealerweise jedes Jahr ein Fohlen gebären. Bei
besonders langen Tragezeiten verschiebt sich die Geburt eines
neuen Fohlens jedes Jahr zeitlich nach hinten. Für Zuchtbetriebe
sind Geburten zu Beginn des Jahres interessant, da die Tiere dann
in ihrem Jahrgang bei Wettkämpfen besser konkurrieren können“,
erklärt Kuhl.
Der mütterliche Stammbaum beeinflusst Geschlechterverteilung
der Fohlen
Es zeigte sich außerdem, dass es Mutterlinien gibt, die eher weibliche
Fohlen gebären als Hengstfohlen. Aber auch das Alter der Mütter
spielt dabei eine Rolle. Junge Stuten, die im Alter von drei Jahren
zum ersten Mal belegt werden, gebären vermehrt Stutfohlen. Genauso
gebären auch ältere Stuten vermehrt weibliche Nachkommen. Bei
Fohlen von Stuten mittleren Alters, also zwischen vier und zwölf
Jahren, war das Geschlechterverhältnis hingegen nahezu ausgewogen.
„Für die Pferdezucht sind auch diese Ergebnisse von Bedeutung.
Je nachdem, welches Geschlecht gerade gewünscht ist, kann auch
die entsprechende Stute ausgesucht werden“, meint Kuhl.
Der Mechanismus, der hinter diesem Phänomen steckt, ist den Forschenden
noch unklar.
„Wir vermuten, dass diese Effekte auf die mitochondriale DNA zurückzuführen
sind. Diese, nur von der Mutter vererbte DNA, kann beispielsweise
den Zellstoffwechsel und damit auch die Plazentafunktion beeinflussen“,
so die Studienleiterin, Christine Aurich.
„Wir wissen auch, dass weibliche Embryonen widerstandsfähiger
sind. Da während der frühen Trächtigkeit etwa 20 bis 30 Prozent
der Embryonen absterben, könnte es auch sein, dass es eher die
männlichen Embryonen sind, die seltener überleben. Hier könnten
beispielsweise die Gründe für die Geschlechterverteilung liegen.
Es könnten aber auch Unterschiede in der Plazentafunktion sein,
die das Überleben der Embryonen beeinflussen“, so Aurich.
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen
gerne weiter,
z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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