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Die
Übertragung der Viren, die die Infektiöse Anämie (Ansteckende
Blutarmut bei Einhufern) auslösen, erfolgt vorrangig über stechende
Insekten, die das Virus von einem infizierten Pferd auf ein empfängliches
Pferd übertragen. In wärmeren Gefilden kommt die Infektiöse Anämie
deswegen häufiger vor. Für eine Übertragung sind in der Regel
mehrere Insektenstiche notwendig. Die direkte Übertragung von
Pferd zu Pferd ist äußerst selten und nur bei einem sehr engen
Kontakt mit einem betroffenen Pferd möglich. Im Zuge der Erkrankung
entsteht im akuten Stadium zunächst eine Abnahme der Zahl der
Blutplättchen und der roten Blutkörperchen im Blut, später entsteht
auch eine Blutarmut (Anämie). Betroffene Pferde zeigen daher Schwäche
und Mattigkeit, Fieber und Wasseransammlungen am Bauch und in
den Beinen. Außerdem werden meist punktförmige Blutungen auf Schleimhäuten
sichtbar. Oftmals sind infizierte Pferde im chronischen Stadium
oder in der sogenannten klinisch inapparenten Form erkrankt, das
heißt, hier sind mögliche Krankheitsanzeichen nur noch schwer
feststellbar bzw. nicht sichtbar.
Die Ansteckende Blutarmut
bei Einhufern ist eine anzeigepflichtige Krankheit. Bei einem
amtlich bestätigten Ausbruch müssen die betroffenen Pferde getötet
werden. Behandlungsversuche oder Impfungen sind nicht erlaubt.
Es besteht jedoch keine Notwendigkeit, die gesamte Population
eines Betriebes zu töten. Wird die Krankheit festgestellt, werden
staatliche Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet, um die Infektionsquelle
zu ermitteln und um die weitere Verschleppung zu verhindern. Die
Bekämpfungsmaßnahmen richten sich nach der Verordnung zur Bekämpfung
der ansteckenden Blutarmut der Einhufer. Schon ein Krankheitsverdacht
muss den Veterinärbehörden angezeigt werden. Maßnahmen, wie Betriebssperren,
die Einrichtung eines Sperrbezirks und Probennahmen bei Pferden,
die Kontakt zum betroffenen Pferd hatten, werden von den Veterinärbehörden
angeordnet und/oder durchgeführt. Erfahrungsgemäß kann die Seuche
durch die eingeleiteten staatlichen Bekämpfungsmaßnahmen lokal
begrenzt werden.
Zur Vorbeugung einer Ansteckung müssen Pferde bestmöglich vor
stechenden Insekten als Überträger der Krankheit geschützt werden.
Das Auftragen von Insektensprays ist deshalb unabdingbar. Auch
sind Weiden in der Nähe von stehendem Wasser oder Gewässern ein
potentielles Risiko, da sich die Stechinsekten dort vorrangig
vermehren. Vor der Neueinstallung von Pferden unbekannter Herkunft
oder aus dem Ausland, macht es Sinn, die Vorlage eines negativen
sogenannten Coggins-Tests zu verlangen.
Weitere
Informationen über die Infektiöse Anämie finden Sie hier: www.pferd-aktuell.de/veterinaermedizin/infektioese-anaemie
Erreger
Die Erkrankung wird
durch ein Virus hervorgerufen. Dabei handelt es sich um ein sog.
Lentivirus aus der Familie der Retroviren.
Vorkommen und
Übertragung
Die Erkrankung tritt
weltweit und dabei regional gehäuft auf. In Deutschland ist
das Virus nicht heimisch, es kommt aber immer wieder zu sporadischen
Ausbrüchen. Die Infektiöse Anämie erfasst ausschließlich
Einhufer wie Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel. Der
Mensch ist nicht gefährdet. Das Virus vermehrt sich ausschließlich
in bestimmten Blut- bzw. Abwehrzellen (Monozyten, Makrophagen).
Einmal infizierte Tiere beherbergen das Virus lebenslang und bilden
somit ein dauerhaftes Virusreservoir. Grund dafür ist die
ständige Änderung der Oberflächenstruktur des Virus,
das sich auf diese Weise einer Immunantwort des Körpers und
damit einer wirksamen Bekämpfung entzieht. Wichtigste Überträger
sind blutsaugende Insekten, die das Virus über das Blut weiterverbreiten.
Die Erkrankung ist daher im Wesentlichen an das Vorkommen der
Insekten gebunden und tritt vor allem in Feuchtgebieten und jahreszeitlich
gehäuft im Frühjahr und im Sommer auf. Einen weiteren
Übertragungsweg stellen mit Blut kontaminierte Instrumente
dar. Infektionen sind auch über den Deckakt, beim Fohlen
ebenso intrauterin (im Mutterleib) oder über die Milch möglich.
Krankheitsbild
Typisch für die
Erkrankung ist der anfallsweise Verlauf mit einer Dauer von meist
zwei bis vier Tagen. Je nach Schweregrad der klinischen Symptome
wird zwischen vier Formen unterschieden:
- perakute Erkrankung:
plötzlicher Todesfall ohne klinische Symptome
- akute Erkrankung:
hohes Fieber und Muskelschwäche. Gelegentlich werden punktförmige
Blutungen im Bereich der Lidbindehäute, der Zungenunterseite,
in der vorderen Augenkammer oder im Enddarm festgestellt. Seltene
Todesfälle sind möglich.
- chronische Erkrankung:
Müdigkeit, Leistungsdepression, Abmagerung und Blutarmut
- klinisch unauffälliger
Verlauf (häufigste Form): ohne klinische Symptome. Durch
Stressfaktoren bedingt können vorübergehend Symptome
auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose kann serologisch mittels ELISA-Test oder einem Agar-Gel-Immunodiffusions-Test,
dem sog. Coggins-Test, am Bayerischen Landesamt für Gesundheit
und Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführt werden. Reaktive
Ergebnisse des etwas empfindlicheren ELISA-Tests müssen mit
dem Coggins-Test bestätigt werden. Die Testdurchführung
bis zur endgültigen Ablesung dauert beim Coggins-Test mindestens
48 Stunden.
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den
Bereich Reining.
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