Was wollt ihr denn in Texas…? Da gibt’s doch nur Ranches, Rinder
und Öl! Naja, und etwa eine Million Pferde. Letztere – und die „Western
Cowboy Tradition“ sollten Pferdefreunden und noch dazu Quarter Horse
Reitern Grund genug sein für einen dreiwöchigen Urlaub. Doch wir
fanden viel mehr: Pulsierende Städte, Ruhe am Golf von Mexiko und
mexikanische Tradition in Sant Antonio, wo sogar der Papst einen
Westernhut bekommen haben soll.
Die Frozen Margherita, eiskalt und Limonen-spritzig, perlt angenehm
auf der Zunge und tut unendlich gut am kühlen San Antonio River
Walk. Wir sitzen etwas erhöht auf der offenen Terrasse des
„Republic of Texas“, einem der zahllosen Restaurants
an diesem Uferweg, der beidseits des Flusses eine der Hauptanziehungspunkte
von San Antonio ist. Hier kann man endlos schlendern, Menschen jeden
Alters, aller Hautfarben und Nationalitäten beobachten und
den Tag nach einer langen Reise – von Galveston sind es gut
400 Kilometer – ausklingen lassen. Wer das Flüsschen
und den River Walk gerne vom Boot aus erleben und zugleich Interessantes
über die Stadt erfahren möchte, kann dies auf einer etwa
einstündigen Fahrt auf einem Boot der San Antonio Cruises tun.
Auf keinen Fall entgehen lassen darf man sich hier das berühmte
Texmex-Food, die Kombination aus texanischen und mexikanischen
Köstlichkeiten, die der Hungrige Gast zum Beispiel im Restaurant
„Mi Tierra“ (http://www.mitierracafe.com) genießen
kann, das zu jeder Jahreszeit mit überaus bunter weihnachtsähnlicher
Dekoration und Lichtern geschmückt ist. Aber Vorsicht: eine
einzige Portion knackiger Tacos, saftiger Tortillas und würziger
Enchiladas können eine ganze Familie satt machen…
Remember the Alamo
San Antonio bietet aber auch allerlei kulturelle Highlights: Da
ist vor allem „The Alamo“ zu nennen, jene zum Fort
umgebaute Missionsstation, in der die texanischen Verteidiger
im texanischen Unabhängigkeitskrieg von 1835 bis 1836 von
den Mexikanern besiegt wurden. Der mexikanische Sieg währte
allerdings nur sehr kurzfristig: Drei Wochen später siegten
die Texaner unter Sam Houston in der kriegsentscheidenden Schlacht
und Texas wurde zunächst unabhängige Republik, bis es
1845 den USA beitrat. Durchaus sehenswert ist auch die große
und innen reich geschmückte San Fernando Cathedral aus dem
Jahr 1738 direkt neben dem Gerichtsgebäude, das ein großer
Brunnen mit einer darauf stehenden Justitia aus Bronze ziert.
Als gewisse Kuriosität kann man den seit 1917 bestehenden
Hutmacher „Paris Hatters“ bezeichnen, der als ältestes
Geschäft San Antonios ein paar Minuten vom Alamo entfernt
in der Broadway Street residiert. Der Tradition bewusst, hat sich
das Interieur des Shops seit nunmehr fast 100 Jahren kaum geändert:
Die Registrierkasse aus den 30ern knarzt und kracht, ist aber
immer noch im Einsatz, ebenso wie die alten Holzformen.
Heute betreibt „Abe the Hatter“ (der Nachname wird
nirgends genannt), wie er in Insiderkreisen genannt wird, das
Geschäft in dritter Generation und fertigt alle Hutmodelle,
vorrangig aber natürlich Westernhüte, aus Kaninchen-
oder Biberfilz für bis zu 7.000 Dollar nach Maß. Dabei
wird nicht nur die Kopfform des Kunden berücksichtigt, sondern
auch seine Größe, Schulterbreite, Körpergewicht
und Statur, damit das teure Stück auch zur Gesamtpersönlichkeit
passt.
Wer’s preiswerter möchte, kann natürlich auch
oder einen Strohhut für 20 Dollar oder für etwas mehr
einen Stetson von der Stange kaufen und zeigt uns voller Stolz
seine respektable Kundenliste, auf der sich Berühmtheiten
von Präsident Truman bis George Bush, Dean Martin, Garth
Brooks und sogar Papst Johannes Paul II finden. Ob letzterer dem
Traditionsstück im St. Peters Dom die nötige Ehre erwiesen
hat, bleibt allerdings zu bezweifeln.
Erholsame Oase am Land
Obwohl es für Kulturinteressierte durchaus angenehm ist,
in der Stadtmitte zu wohnen und alle Touren vom Hotel aus zu Fuß
zu unternehmen, bietet sich für Erholungssuchende oder Golfer
– oder einfach nur für ein kleines Lunch im Grünen
– das Hyatt Regency Hill Country Resort and Spa etwa 30
Kilometer außerhalb im Westen von San Antonio an. Hier lässt
es sich genüsslich speisen oder auch ein Wochenende lang
am Golfplatz entspannen, wobei man sich umfangreiche Behandlungen
in dem wirklich sagenhaften Wellness-Center gönnen sollte.
Auf dem Weg dorthin liegen praktischerweise auch Einkaufszentren
sowie, für (Western)Reiter besonders attraktiv, Stiefel-Shops
wie „Little’s Boot Company“, „Lucchese“
und „Cavender’s Boot City“ sowie eine Filiale
der Western-Outfitter-Kette „Shepler’s“.
Text & Bilder: Doris Jessen
Doris Jessen ist Fachjournalistin und betreut deutschlandweit
Kunden zu den Themen Pferdesport sowie Informationstechnik.
Seit Juli 2010 betreibt sie außerdem das Online-Portal für mobile
Reiter und Pferde www.mit-pferden-reisen.de.